Angreifen und Anprobieren im Kindermuseum.

Foto: ZOOM Kindermuseum/J.J. Kucek

Die Ausstellung ist das, was die Kinder daraus machen.

Foto: ZOOM Kindermuseum/J.J. Kucek

Wien – Worüber man in der Familie nicht spricht? "Über Geld und Gefühle" , steht auf einem an die Wand gepinnten Zettel. "Ich habe ein Red Bull getrunken", ist das auf dem nächsten Papierl verewigte Tabu. " Alkoholsucht und so", steht da, dann "Trauer über die Scheidung" und wieder und immer wieder "Geld". An dieser Stelle im Kindermuseum Zoom verewigen sich aber auch viele Eltern. Eine Mutter etwa spricht nie darüber, dass sie "365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag online" ist.

Alles andere ist allerdings rein für die Kinder reserviert – wie immer im Zoom: "Alles Familie" heißt die neue Ausstellung, die das Wiener Kindermuseum vom "Alice – Museum für Kinder" in Berlin übernommen hat. Und "es ist eine ernstere Ausstellung", bestätigt Zoom-Direktorin Elisabeth Menasse-Wiesbauer den Eindruck vom obigen Beispiel.

Keine "heile Familie"

Denn "die heile Familie" gibt es nicht – die Ausstellung spiegelt die große Vielfalt der unterschiedlichsten Familienformen in unserer Gesellschaft wider – aber ohne zu werten. "Wir wollen vermitteln, dass Familie in jeder Form wertvoll ist und jede Variante gleichwertig ist", erläutert Menasse-Wiesbauer den Hintergrund dieser spielerischen Schau.

Gleich am Eingang sind sie ausgestellt, die Familienformen, denen die Kinder hier begegnen werden: Familien aus Knetmasse als Abbild von realen Familien, die für diese Ausstellung ausführlich interviewt wurden und deren Geschichte(n) in die einzelnen Stationen einfloss. Da gibt es die Patchwork-Familie, zwei Frauen mit Kind, die Großfamilie, die Familie aus zwei Kulturen.

Letztere ist gleich in der ersten Station Thema: Die Mutter aus Deutschland, der Vater aus Afrika: Welches Abendessen kann da zubereitet werden – und welche Früchte passen zur europäischen, welche zur afrikanischen Speise?

Waschtag in der Großfamilie

Oder da gibt es weiter hinten die "Familie Größer" mit zwei eigenen und mehreren Pflegekindern. Was ist bei denen ein zentrales Thema? Die viele Wäsche! Hier können die Besucher an der Waschmaschine kurbeln und dann kommt die spezielle Herausforderung: Welches Wäschestück gehört wohl wem?

Eine besondere Herausforderung ist jene Station, die einer 15-Jährigen gewidmet ist, die bereits selbst Mutter wurde. Ihr Zimmer ist selbst noch Kinderzimmer, in dem die Grenzen zwischen Kind- und Elternsein verschwimmen.

Lustig geht es hingegen bei einem anderen ernsten Thema zu: In der " Stressmaschine" ist vieles gleichzeitig zu tun: Einkaufssack einpacken, telefonieren, da schreit das Kind und muss gefüttert werden, während die Waschmaschine auf Touren schleudert.

Da wird manches klarer, nachvollziehbar. Und dann wieder führt eine andere Sichtweise zu einem Aha-Erlebnis: Wenn etwa berichtet wird, wie ein Kind in einer gehörlosen Familie plötzlich zu Hören beginnt. Die Mutter erschrickt – aber die Tochter beruhigt sie: "Es ist nicht schlimm, ich bin gesund. Ich finde hörende Menschen nicht schlimm." (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 2.10.2012)