Werner Wutscher: nach Rewe-Vorstand nun verstärkt in Nachhaltigkeitsfragen engagiert.

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"Ich wehre mich gegen Gesetze und Verordnungen, das wirkt kontraproduktiv", so Werner Wutscher, Unternehmensberater und Vorstand der Unternehmensplattform für nachhaltiges Wirtschaften respACT, zu den Forderungen von Non-Profit-Organisationen nach verbindlichen Gesetzestexten für Corporate Social Responsibility (CSR). Es gehe um freiwillige Bemühungen in ökologisch und sozial relevanten Feldern, allerdings seien Rahmenbedingungen zu schaffen.

Das ist auch Basis des ersten heimischen Positionspapiers für eine nachhaltige Ausrichtung des Landes, genannt CSR-Aktionsplan. Über 250 sogenannte Stakeholder, also Unternehmensvertreter, Non-Profit-Organisationen (NPOs), Interessenvertreter und Wissenschafter haben über den Sommer in heftigem Diskurs ihre Anregungen für einen nationalen Aktionsplan in Sachen Corporate Social Responsibility zusammengetragen. Nun ist das Papier auf dem Weg zur Regierung. Diese soll daraus den Aktionsplan nach Vorbild Deutschland entwickeln.

Auch wenn das Papier aufs Erste etwas beliebig und vor allem sehr bunt wirkt, enthält es doch Massives: So wird etwa Berichtspflicht für alle staatlichen und börsennotierten Unternehmen zu ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten verlangt.

Die Politik wird als Vorbild in die Pflicht genommen, gefordert werden: eine Online-Plattform zu CSR-Maßnahmen der Regierung, Länder, Kommunen. Eigene Nachhaltigkeitsberichte der Regierung, Veranlagung öffentlicher Gelder nach nachhaltigen Kriterien, eine eigene CSR-Koordinationsstelle für Österreich und vor allem: eine Umstellung der öffentlichen Beschaffung auf Förderung von Nachhaltigkeit und Innovation. Wutscher: "Da sind wir weit hinten im europäischen Vergleich. Wir brauchen neue Instrumente, nicht nur Förderungen."

Obwohl: Letztere verlangt das Positionspapier inklusive steuerlicher Anreize plus großer ökologischer Steuerreform auch. Klare Anregungen für den Bildungsbereich, eine Aufnahme der großen Nachhaltigkeits- und Ethikthemen in den gesamten Bildungsbereich wird angeraten, ebenso wie auch Guidelines gegen Greenwashing, also das bloße marketingtechnische Verwenden von angeblichen Nachhaltigkeitsmaßnahmen, verlangt werden.

CSR statt Atomforschung

Ganz konkret: Österreich soll die Gelder für Atomforschung umwidmen in Richtung Nachhaltigkeitsforschung. Ebenso soll Geld lockergemacht werden, um Nachhaltigkeitsschwerpunkte (Lehrstühle) an den heimischen Hochschulen zu dotieren und zu unterstützen. Desgleichen erscheint die Förderung sozialen Unternehmertums als "to do".

Auch Medien sollen in die Pflicht genommen werden, etwa durch Untersagung von Auftritten von Kindern in Werbespots - das gemeinsam mit viel transparenterer Produkt-, Herkunfts- und Herstellungsoffenlegung auf beworbenen Produkten selbst.

Wo das Geld für alle notwendigen Prozesse und Aktionen herkommen soll? "Wir sind keine Finanzierungsdebattierrunde", kontert Wutscher. Er verweist auf den Prozess, der zum Positionspapier geführt hat: Erstmals seien Unternehmen mit NPOs, der Zivilgesellschaft und Experten breit im Dialog gestanden - dies bewirke schon gute Schritte hin zu einem wacheren Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften. Nehme die öffentliche Hand ihre notwendige Vorreiterrolle an, dann käme auch das Thema CSR gut und schnell in die weiteren Gänge. Auch für nachhaltigeres Konsumieren, merkt Wutscher an, der selbst Konsumenten eine wesentliche Rolle bei allen Umstellungen zuweist. (Karin Bauer, DER STANDARD, 2.10.2012)