Abidjan - In der westafrikanischen Republik Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) hat am Dienstag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen der erste einer Serie von Prozessen gegen über 60 frühere Militärs begonnen, denen die Regierung von Präsident Alassane Ouattara "Völkermord" zur Last legt. Der ehemalige Kommandant der Republikanischen Garde, General Brunot Dogbo Blé, und weitere Offiziere müssen sich in Abidjan vor Gericht unter anderem wegen Freiheitsberaubung mit Todesfolge, Vergewaltigung, Raub und Veruntreuung während des blutigen Machtkampfes zwischen Ouattara und dessen Amtsvorgänger Laurent Gbagbo mit mehr als 3.000 Todesopfern 2010/11 verantworten.

General Dogbo Blé befindet sich seit April 2011 in Haft. Gbagbo selbst wurde an den Haager Internationalen Strafgerichtshof überstellt. In Côte d'Ivoire tobten nach der Präsidentenwahl vom November 2010 monatelange bürgerkriegsähnliche Unruhen, nachdem sich Amtsinhaber Gbagbo geweigert hatte, die Macht an den international anerkannten Wahlsieger Ouattara abzugeben. Der von Gbagbos Gefolgsleuten dominierte Verfassungsrat hatte eine halbe Million Stimmen mit der Begründung annulliert, dass in den Hochburgen Ouattaras im überwiegend muslimischen Norden Anhänger Gbagbos an der Stimmabgabe gehindert worden seien. Der Machtkampf endete mit der Gefangennahme Gbagbos, bei der die frühere Kolonialmacht Frankreich die Hände im Spiel gehabt haben soll.

Dogbo Blé wird auch für den Tod des ehemaligen ivorischen Juntachefs General Robert Guei verantwortlich gemacht, der im September 2002 bei einem fehlgeschlagenen Putsch gegen Gbagbo umgekommen war. Nach Erkenntnissen von Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch (HRW) wird auch unter Ouattara gefoltert und gemordet. HRW warf den Sicherheitskräften Ouattaras blutige Vergeltungsaktionen gegen wirkliche oder vermeintliche Gbagbo-Anhänger vor. (APA, 2.10.2012)