Wien - Die demografische Entwicklung in den USA nützt mittelfristig den Demokraten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie unter Beteiligung der Bevölkerungswissenschafter Anne Goujon vom Institut für Demografie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und Vegard Skirbekk vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg. Demnach profitieren die Republikaner zwar von einer höheren Geburtenrate ihrer Parteianhänger, dieser Effekt wird allerdings durch den Zuzug von (mit großem Abstand mehrheitlich demokratisch wählenden) Migranten mehr als wettgemacht. Die Forscher gehen davon aus, dass 2043 unter den Anhängern der beiden großen Parteien 59 Prozent mit den Demokraten sympathisieren und nur 41 Prozent mit den Republikanern - ein Zuwachs bzw. Verlust von 2,5 Prozent gegenüber heute.

Laut den Forschern, deren Ergebnisse in der Online-Ausgabe von "Demografische Forschung aus erster Hand veröffentlicht wurden, eignen sich die USA für diese Art von Projektionen besonders gut, weil sich die beiden großen Parteien in ihren Programmen deutlich voneinander abgrenzen und es damit eine eher geringe Zahl an Wechselwählern gebe. Die Partei-Anhängerschaft werde zudem größtenteils von den Eltern übernommen und sei dadurch mit demografischen Projektionen gut zu modellieren. Mittels Daten aus den Großerhebungen ANES (American National Election Study) und GSS (General Social Survey) kann etwa ermittelt werden, wie viele Partei-Anhänger geboren werden, sterben bzw. einwandern.

Da die Altersstruktur bei demokratisch bzw. republikanisch orientierten Wählern relativ ähnlich ist, würden die Faktoren Geburtenzahl und Einwanderung entscheidend sein, meinen die Wissenschafter. In ihrer Studie entwerfen sie deshalb verschiedene Szenarien, wobei jeweils die zehn bis 15 Prozent unentschlossenen Wähler unberücksichtigt bleiben.

Republikaner haben bei Geburtenrate aufgeholt

Bei der Geburtenrate haben die Republikaner in den vergangenen Jahren mit den Demokraten gleichgezogen und werden sie bei gleichbleibender Entwicklung bis 2043 deutlich überholen. Während die Sympathisanten der Demokraten dann eine Geburtenrate von 1,4 Kindern pro Frau hätten, läge sie bei den Republikanern bei 1,8. Die Auswirkungen auf die Anzahl der Wahlberechtigten sind aber eher langfristiger Natur: Bleiben die Geburtenraten unverändert, könnte die Zahl der republikanischen Unterstützer ohne weitere Zuwanderung die der Demokraten erstmals am Ende dieses Jahrhunderts übertreffen.

"Viel wahrscheinlicher" sei es aber, dass die USA weiter ein Einwanderungsland bleiben. Da die größte Migrantengruppe aus Asien und Lateinamerika zu 71 Prozent die Demokraten und nur zu 29 Prozent die Republikaner unterstützt, würden davon die Demokraten profitieren. Bei Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeiten der unterschiedlichen Szenarien kommen die Demografen auf ein Verhältnis von 59 Prozent demokratischer Sympathisanten zu 41 Prozent republikanischer - aktuell liegt es bei 56,5 Prozent (Demokraten) zu 43,5 Prozent (Republikaner).

Gleichzeitig schränken die Forscher ein: Dies sei keine Garantie für einen Wahlgewinn. Seit 1956 liegen die Demokraten bei den Umfragen zur Wählersympathie immer voran - trotzdem werden immer wieder republikanische Präsidenten bzw. Kongresse gewählt. Genauso wenig sei das berechnete Szenario eine Wahlprognose 30 Jahre im Voraus. (APA, 3.10.2012)