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In der Ökoregion Kaindorf widmet man sich auch dem Kaffeekonsum.

Foto: REUTERS/Noor Khamis

Nun wurde ein komplett fairer Kaffeeautomat entwickelt.

Foto: Gofair

Wien/Graz - In der "Ökoregion Kaindorf" bei Hartberg ist es inzwischen Tradition, dass sie etwas genauer hinschauen. Und dann tun sie auch etwas: Da werden die Radwege um drei Millionen Euro ausgebaut, mit energiesparender Straßenbeleuchtung 60 Prozent des Stromverbrauchs eingespart, in der Öko-Hauptschule gibt es pro Woche zwei Stunden Ökologieunterricht, und die Plastiksackerln wurden in Absprache mit den Unternehmen abgeschafft - so wurden in den letzten fünf Jahren insgesamt 250 Projekte umgesetzt.

Wie etwa auch das Projekt "Humusaufbau": "Das haben wir ins Leben gerufen, als wir feststellten, dass durch konventionelle Landwirtschaft der Humusanteil der Erde von sechs bis sieben Prozent bereits auf drei bis vier Prozent heruntergegangen war", berichtet Rainer Dunst, Obmann der Ökoregion Kaindorf.

"Zuerst waren es nur drei Bauern, die uns insgesamt drei Hektar für das Aufbauprojekt zur Verfügung stellten. Inzwischen sind es bereits 600 Hektar, die unter Vertrag stehen und alle paar Jahre getestet werden." Für jede zusätzliche Tonne Humus werden Prämien ausbezahlt. Und in diesem neuen Humus werden im Schnitt 36,3 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr gebunden.

Von Pestiziden und Kunstdünger

Nun ist Rainer Dunst nicht nur Obmann der Ökoregion - sondern selbst auch Unternehmer. Seine Profession ist es, Getränkeautomaten aufzustellen. "Irgendwann einmal habe ich begonnen, das System der Kaffeeautomaten zu hinterfragen - und bin erschrocken, was da im Hintergrund alles passiert", berichtet Dunst.

Dass beispielsweise für eine Tasse mit 200 ml konventionellem Kaffee sieben Gramm Pestizide und sieben Gramm Kunstdünger eingesetzt werden - und während der Produktion 300 Gramm Erdreich abgeschwemmt werden. Dass weltweit 120 Millionen Menschen vom Kaffeeanbau leben - und jährlich 1,5 Millionen Menschen in den Kaffeeplantagen von Pestiziden vergiftet werden. Oder dass bei "normalem" Kaffee nur 0,6 Prozent des Preises beim Bauern selbst landen.

Oder auch: dass allein in Österreich pro Jahr 730 Millionen Plastikbecher von Kaffeeautomaten ausgeworfen, verwendet - und dann gleich weggeworfen werden.

Zwei Jahre Konzeptarbeit

Also wurde im Unternehmen von Dunst damit begonnen, ein Konzept zu erarbeiten, mit dem wirklich möglichst viele Aspekte im System von Kaffeeautomaten auf ihre Nachhaltigkeit abgeklopft wurden. Das hat immerhin zwei Jahre gedauert. "Unser Ziel war es, dass die Gofair-Automaten zertifiziert zu 100 Prozent CO2-neutral sind - und dass alle Beteiligten fair behandelt werden: von den Bauern über die Lieferanten und Händler bis zu den Konsumenten.

Kaffee und Tee sind bio und fairtrade produziert, die Milch ist kein künstlicher Aufheller, sondern eine Biotrockenmilch. Es gibt keine Geschmacksverstärker und keine Aromastoffe - bis auf den Tee, denn den gebe es noch nicht aromastofffrei. Das Wasser ist Grander-Wasser. Der Kaffee selbst ist sparsam gesüßt - mit Biorübenzucker.

Und dann noch die Becher: Es sei erstmals gelungen, kompostierbare Becher aus Maisstärke für ein Automatensystem zu produzieren, erklärt Dunst. Dass Becher und Deckel binnen sechs Wochen verrotten, wurde im eigenen Kompostierwerk getestet.

Gratis-Keramiktassen für Mitarbeiter

Aber der beste Becher ist immer noch der eingesparte Becher. Entscheidet sich ein Unternehmen daher für einen Gofair-Automaten, werden für jeden Mitarbeiter Gratis-Keramiktassen zur Verfügung gestellt. Wird eine Tasse in den Automaten gestellt, erkennt der Automat das automatisch und lässt den Becher weg.

Bei diesem umfassenden System koste ein Kaffee zwar um rund zehn Prozent mehr - aber dafür seien auch die einzelnen Portionen größer, argumentiert Dunst. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 4.10.2012)