Was bringt eigentlich die vieldiskutierte Werbung für politische Parteien in Printmedien? Und die Werbung für staatsnahe Monopolbetriebe wie ÖBB, Asfinag oder Energiekonzerne? Sie kann den Initiatoren eine Einladung von einem Untersuchungsausschuss einbrocken. So weit, so riskant. Aber was ist mit der Werbewirkung? Werden die Leser dadurch überzeugt, eine bestimmte Partei zu wählen oder sich für die Nutzung der Eisenbahn, der Autobahn, der E-Werke zu entscheiden? Die tägliche Erfahrung sagt: nein. Werbewirkung null. Hinausgeschmissenes Geld.
Man muss sich das vorstellen. Der Autofahrer schlägt in der Früh seine Zeitung auf, sieht ein schön gestaltetes Asfinag-Inserat und ist sofort fasziniert. Es gibt eine Autobahn! Sie wird laufend repariert und betreut, eine eigene Firma sorgt dafür. Wer hätte das gedacht. Und auf dieser Autobahn könnte man in die Arbeit fahren! Oder ins Wochenende! Oder auf Urlaub! Gut zu wissen. Gleich setzt der Leser sich ins Auto und fährt los.
Oder der Bürger erfährt, dass die ÖBB Eisenbahnzüge zur Verfügung stellt und das Kraftwerk elektrischen Strom ins Haus liefert. Millionen kostet diese Werbung. Ohne sichtbaren Nutzen weder für die Inserenten noch für die Kunden. Diese müssen das Ganze indirekt auch noch mit ihren Steuergeldern bezahlen. Die einzigen, die profitieren, sind die Eigentümer der gewählten Zeitungen.
Ähnliches gilt für die Werbung für politische Parteien. Auch sie wählen für ihre Inseratenaufträge vor allem die Boulevardzeitungen, voran die "Kronen Zeitung". Bekommen sie dafür wenigstens als Zuwaage lobende Artikel für ihre Politik? Nicht unbedingt. Werner Faymann, um beim spektakulärsten Beispiel zu bleiben, wurde und wird in der "Krone" persönlich nicht kritisiert, aber das heißt noch lange nicht, dass das Blatt auch sozialdemokratische Ideen und Werte wohlwollend kommentiert.
Im Gegenteil. Inhaltlich schlägt das Herz der "Krone"-Macher für Strache und Stronach. Sozialdemokratische Politiker - vor allem dann, wenn sie auch in ihren politischen Äußerungen als solche erkennbar sind - werden erbarmungslos niedergeschrieben, angefangen vom Bundespräsidenten und der Nationalratspräsidentin. Lohnt es sich, mit viel Geld Medien zu füttern, die das Gegenteil von dem propagieren, was man selbst will (oder wollen sollte)? Wir sind tolerant und üben keinen Druck aus, würden die Verantwortlichen jetzt sagen. Aber das ist nicht tolerant, sondern opportunistisch und töricht. In Wahrheit steckt blanke Angst hinter dieser Strategie: Vielleicht sind die mächtigen Medienzaren doch ein bisschen gnädiger zu uns, wenn wir sie mit Millionen verwöhnen.
Natürlich gibt es auch parteinahe Publikationen, die nicht kritisieren und ebenfalls reichlich mit Inseraten der öffentlichen Hand versorgt werden. Sie leben von diesen Inseraten, denn sind werden gratis verschickt. Werden sie wenigstens gelesen? Kaum. Die teuren Hochglanzmagazine landen nach aller Erfahrung sofort und unbesehen im Altpapiercontainer. Meist nehmen die zwangsbeglückten Adressaten nicht einmal die Plastikhülle herunter.
Was könnte man nicht alles mit alldem sinnlos verplemperten Inseratengeld machen - von Hilfe für die Unis bis zur Pflege! Das auszurechnen wäre eine lohnende Aufgabe für Statistiker. (Barbara Coudenhove-Kalergi, DER STANDARD, 4.10.2012)