In Hernals heißt es seit vergangenen Montag: Der frühe Pendler bekommt den Parkplatz.

Foto: Der Standard/Newald

Wien - Auf den ersten Blick scheint sich in Währing seit Anfang der Woche nicht viel verändert zu haben: Die Straßen sind kaum befahren, die Autobusstationen sind eher spärlich frequentiert, und die Sonne spiegelt sich in den Fensterscheiben der geparkten Autos wider. Letztere sind jedoch eindeutig mehr geworden. Vergangenen Montag ist die Ausweitung der gebührenpflichtigen Zonen in Kraft getreten.

Anrainer bestätigen Verdrängungseffekte

Anrainer bestätigen die Befürchtungen eines Verdrängungseffekts in die gebührenfreien Zonen, wie es zum Beispiel beim 18. Wiener Gemeindebezirk der Fall ist: Die Parkplatzsituation sei "unerträglich" geworden, erklärt ein Anrainer dem Standard. "In meinem Alter ist es gerade nach dem Einkaufen mühsam und ärgerlich, wenn man nach einer halben Stunde Suchen nur einen weit entfernten Parkplatz findet." Vor der Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf den gesamten 15. und Teile des 12., 14., 16. , und 17. Bezirks hätte es das nicht gegeben.

Eine Bewohnerin der Ferrogasse bereut bereits vier Tage nach Inkrafttreten der neuen Zonen, gegen die Einführung des Parkpickerls in Währing gestimmt zu haben. "Jedes Mal, wenn ich auf die Straße hinausschaue, fürchte ich mich vor dem Winter und dem Chaos, das wir dann mit den ganzen Parkpickerlflüchtigen aus den Nachbarbezirken haben werden." Zudem sei die Lebensqualität in Währing in Gefahr. Das lange Kreisen der suchenden Autofahrer erhöhe nicht nur den Lärmpegel, sondern auch die Feinstaubbelastung.

Verschäfte Situation

Verschärft hat sich die Parkplatzsituation aber auch im 16. und 17. Bezirk unmittelbar außerhalb der neugezogenen Grenzen. "Seit Montag steht der schwarze Audi schon da. Überhaupt war die ganze Straße vor Montag immer leer, jetzt ist es fast unmöglich, einen freien Parkplatz zu finden", schildert ein Gast des Würstelstands zwischen Johann-Staud-Gasse und Gallitzinstraße in Hernals. Diese Erfahrung muss auch eine Bewohnerin des 14. Bezirks machen, die nach 20-minütigem Kreisen endlich einen Parkplatz in der Winterburgerstraße findet. " Obwohl ich vorrausschauend schon früher weggefahren bin, komm ich jetzt sehr knapp zu meinem Arzttermin. Und das auch nur, weil ich mit diesem Parkplatz Glück hatte, die Arztpraxis liegt gleich um die Ecke", erklärt sie, während sie das Auto abschließt.

Trotz der gestern abgelaufenen Schonfrist parken aber immer noch viele ohne gültigen Parkschein oder gültiges Parkpickerl in den neuen Zonen. Bereits am frühen Nachmittag waren 875 Strafzettel ausgegeben worden. (Susanna Fellner, DER STANDARD, 5.10.2012)