Tunis - Tunesiens Präsident Moncef Marzouki hat sich bei einer von Polizisten vergewaltigten Frau im Namen des Staates entschuldigt. Der Staatschef habe das Opfer empfangen und sich "die Details der schmerzhaften Angelegenheit" angehört, teilte das Präsidialamt am Donnerstag mit. Er habe der Frau seine "umfassende Sympathie" ausgedrückt und die Vergewaltigung verurteilt. Dass andere Beamte die beschuldigten Polizisten nicht gedeckt hätten, sei aber ein positives Zeichen, sagte Marzouki.

Nach Angaben des Innenministeriums hatten die Polizisten die Frau und ihren Verlobter Anfang September in einer "unmoralischen Position" in ihrem Auto vorgefunden. Zwei der Beamte sollen die Frau anschließend vergewaltigt haben, während ein dritter ihren Freund festhielt. Die Polizisten wurden festgenommen. Für Empörung und Kritik sorgte aber, dass anschließend gegen die Frau und ihren Verlobten strafrechtliche Ermittlungen wegen Verstoßes gegen die Sittlichkeit eingeleitet wurden. Dies rief auch Menschenrechtsorganisationen und Feministinnen auf den Plan. In Tunis demonstrierten rund 200 Menschen gegen sexuelle Gewalt. (APA/red, dieStandard.at, 5.10.2012)