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Bulgarische Frauen protestieren als "Bräute im Käfig" gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung.

Foto: Reuters

Eine Heiratsagentur irgendwo in Osteuropa: Eine junge Frau meldet sich an. Anfangs chattet sie mit Männern, später kommt Videochat dazu. Druck wird auf die Frauen ausgeübt, es kommt zu sexuellen Handlungen, für die die Agentur Geld von den Kunden kassiert. Der weitere Weg der auf diese Art ausgebeuteten Mädchen könnte aus Pornografie und Prostitution bestehen.

Organ- und Kinderhandel

Das Internet hat auch die Netzwerke sexueller Ausbeutung und des Menschenhandels um ein Vielfaches effizienter gemacht. Ein "mittlerer" Händler verdiene 500.000 Euro pro Monat, so Kriminologin und UN-Beraterin Athanassia Sykiotou von der Universität Thrace in Griechenland. Für Sykiotou haben die weltweiten illegalen Machenschaften "dramatische Dimensionen" erreicht. Selbst Organe und Babys würden übers Internet gehandelt. Und seit im vergangenem Jahr Pillen aus China, die aus menschlichem Fleisch bestanden, aufgetaucht sind, ist das Bild um eine erschreckende Facette reicher. Was fehlten, sind der politische Wille für eine entsprechende Gesetzgebung und für internationale Zusammenarbeit.

Die illegalen Geschäfte im Internet seien mit wenig Kosten und Risiko verbunden. Die Opfer kommen durch Inserate von selbst zu den Tätern. "Drogen sind nach dem Verkauf weg, Menschen kann man aber wiederverwenden", sagt Sykiotou: zum Betteln, für Pornografie, für Prostitution, sogar für Organhandel.

Agenturen kaum greifbar

Auch jene Heiratsagenturen, die sogenannte "Mail-order brides" - also Frauen aus dem Katalog - vermitteln, bilden eine Grauzone, in der das illegale Geschäft blüht, so Yuliya Zabyelina von der Masaryk-Universität in Tschechien. Die Agenturen haben oft nur eine Internetadresse und sind für die Exekutive kaum greifbar.

Für solche Heiratsagenturen müssten laut Sykiotou fixe Standards eingeführt werden, um dem Problem zu begegnen. Auf Einladung des Instituts für internationalen Dialog besetzen Sykiotou und Zabyelina am Freitag ein Panel der Konferenz zum EU-Tag zur Bekämpfung des Menschenhandels in Wiens Diplomatischer Akademie. (pum, DER STANDARD, 5.10.2012)