Bild nicht mehr verfügbar.

Nur jedes dritte Gebäude der Region Emilia Romagna blieb von erdbebenbedingten Schäden verschont. Anders der alte Turm des Schlosses Delle Rocche in Finale Emilia. Holz für den Aufbau der Bauwerke kommt nun aus Österreich.

Foto: REUTERS/Giorgio Benvenuti

Rom/Wien - Österreich liefert Holz für den Wiederaufbau der nach zwei schweren Erdbeben im Mai zerstörten norditalienischen Region Emilia Romagna. Rund 60 Prozent der Gebäude in der Gegend zwischen den Städten Modena und Ferrara wurden am 20. und 29. Mai beschädigt, 27 Menschen kamen ums Leben. Nun ist der Wiederaufbau voll im Gange und österreichische Firmen spielen dabei eine Hauptrolle. Schulen und Industriehallen werden mit rot-weiß-roter Holzbautechnologie nach modernsten antiseismischen Standards errichtet. Erste Gebäude stehen kurz vor der Fertigstellung.

In Cento, einer 35.000-Gemeinde in der Provinz Ferrara, beschloss die Gemeinde einen 6.200 Quadratmeter großen Schulcampus zu errichten, der 700 Kinder und Jugendliche beherbergen soll. Das Holz für den Campus, der am 28. Oktober eingeweiht wird, lieferte die Tiroler Binderholz Bausysteme, die mit dem italienischen Partner Sistem Costruzioni Platten für Wände, Böden und Decken herstellt. Durch die vorgefertigten Produkte konnte der Schulcampus innerhalb von 81 Tagen fertiggestellt werden.

"Holz in Erdbebengebieten besonders geeignet"

"Diese Zusammenarbeit ist ein Beispiel erfolgreicher grenzüberschreitender Kooperation in der Holzindustrie", sagte Georg Binder, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Holzwirtschaft ProHolz. "Oft gibt es noch immer das Vorurteil, dass Holz nur für Billigbauten wie Baracken dient. In der Erdbebenregion Emilia Romagna beweisen wir, dass Holz als konstruktives Material mit Qualität eingesetzt werden kann." Nicht nur die rasche Bauzeit, sondern auch gute isolierende Eigenschaften, Brandsicherheit, sowie Vorteile im Erdbebenfall würden für Konstruktionen aus Holz sprechen. "Die hohe Elastizität von Holz erlaubt eine bessere Aufnahme der Erdbebenwellen. Daher ist Holz in Erdbebengebieten als Baumaterial besonders passend", meinte Binder.

Auch beim Wiederaufbau von Industriehallen sind österreichische Holzproduzenten beteiligt. In der Ortschaft Medolla in der Provinz Modena wird das zerstörte Betriebsgebäude des Unternehmens "Menu" neu errichtet, das mit 180 Mitarbeitern Fertiggerichte für die Gastronomie herstellt und einen Jahresumsatz von 72 Millionen Euro generiert. Die Firmenleitung entschied sich für den Aufbau einer Industriehalle aus Holz. "Dafür waren mehrere Argumente ausschlaggebend, vor allem die kurze Bauzeit und die erhöhte Sicherheit im Fall eines erneuten Bebens", sagt Binder. Am 28. August begannen die Bauarbeiten mit vorgefertigten Brettschichtholz-Elementen aus Österreich. Noch im Oktober - weniger als fünf Monate nach dem Erdbeben - wird "Menu" die Produktion wieder aufnehmen können.

Know-how aus Österreich

"In beiden Fällen werden die Holzprodukte sowie Know-how von industriellen Herstellern aus Österreich geliefert. Die bauausführenden Firmen sind Partner in Italien. Diese Art der Kooperation hat nach dem Erdbeben in im Jahr 2009 begonnen. Rund 1.000 Wohneinheiten wurden dort aus Holz errichtet", berichtet der Pro Holz Geschäftsführer.

Italien ist der Hauptabsatzmarkt für Österreichs Holzwirtschaft. Etwa 60 Prozent der Nadelschnittholzexporte gehen dorthin. 2011 wurden 3,5 Millionen Kubikmeter Holz geliefert. Die Krise in Italien bekommt jedoch die heimische Wirtschaft zu spüren. Im ersten Halbjahr 2012 musste ein Minus von 15 Prozent verbucht werden. Zur Förderung der Zusammenarbeit wurde die Kooperationsplattform Promolegno gegründet. Ziel ist es, den Baustoff Holz neben traditionellen Baumaterialien am italienischen Markt zu fördern. Zwischen 2005 und 2010 hat sich in Italien der Anteil der gebauten Wohneinheiten in Holz verfünffacht. (APA, 5.10.2012)