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Steigende Treibstoffpreise bewegen die wenigsten Menschen zu einem Umstieg auf alternative Fortbewegungsmittel.

Foto: AP/Berg

Je größer der Fuhrpark eines Unternehmens und je mehr Kilometer die Mitarbeiter im Jahr zurücklegen, desto mehr Benzin und Diesel fließen in die Tanks der Autos. Die prognostizierte Schmerzgrenze, bei der Autofahrer auf andere Fortbewegungsmittel umsteigen, wird immer wieder nach oben verschoben. Aber auch angesichts des derzeitigen Preis-Höchststandes an den Zapfsäulen sind Alternativen immer noch kaum gefragt.

Schmerzgrenze steigt gemeinsam mit dem Benzinpreis

Die steigenden Benzinpreise werden immer wieder heiß diskutiert und bewegen viele Menschen. Allerdings bewegen sie die wenigsten Menschen zu einem Umstieg auf alternative Fortbewegungsmittel - auch nicht die Manager der großen Leasingflotten von Firmenautos. Gerade der Fuhrpark wird aber aufgrund des hohen Benzinpreises zu einem stetig zunehmenden Kostenpunkt in der Bilanz und damit zu einem Faktor für die Konjunkturentwicklung. Dennoch steigt kaum jemand aus dem klassischen Diesel oder Benziner aus. "Ganz im Gegenteil! Während der Markt um etwa 4 Prozent gestiegen ist, erreicht das Flottenmanagement der Porsche Bank in diesem Jahr mit einem Plus von 12 Prozent einen neuen Rekordwert", sagt Norbert Embacher, Leiter des Flottenmanagements bei der Porsche Holding aus Salzburg.

Die prognostizierte Schmerzgrenze für einen massenhaften Umstieg steigt gemeinsam mit den Benzinpreisen immer weiter nach oben. Einer Studie des ifo Institutes aus dem Jahr 1993 zufolge gingen die Fachleute damals davon aus, dass bei einer Höhe des Benzinpreises von 2,70 DM - also knapp 1,40 Euro - der Ausstieg aus dem Auto programmiert sei. Rund 20 Jahre später veröffentlichte die Beratungsgesellschaft Deloitte eine Studie zur Zukunft des Elektroautos. Laut dieser Untersuchung liegt die aktuelle Schmerzgrenze, von der an Elektroautos für den Verbraucher attraktiv würden, bei zwei Euro. "Würden andererseits aber konventionelle Fahrzeuge einen Verbrauch von drei Litern pro 100 Kilometer nicht überschreiten, würde das Interesse an Elektroautos drastisch abnehmen", sagt Siegfried Frick, Partner Automotive bei der Beratungsgesellschaft Deloitte.

Voll getankt geleast

Leasingpakete mit inkludiertem Kraftstoff sind auf dem Markt kaum zu finden. Benzinpreise, Kilometerleistung und Fahrverhalten schwanken zu stark, um eine Pauschale zu ermitteln, die sowohl für den Leasingnehmer als auch für den Betreiber des Fuhrparks wirtschaftlich sinnvoll ist. Regelmäßige Abrechnungen und Anpassungen der Pauschale schaffen zusätzlichen Verwaltungsaufwand.

Eine Möglichkeit der vereinfachten Abrechnung sind Flottenpakete, die Tankkarten beinhalten. Eine solche Tankkarte - wie beispielsweise die Routex-Karte oder die euroShell-Karte - wird von vielen Tankstellenketten europaweit akzeptiert. Die Kosten fürs Tanken werden gesammelt abgerechnet, was den Aufwand für die Verwaltung erheblich verringert. Darüber hinaus können auch weitere Straßenverkehrskosten wie Maut, Tunnelgebühren und zum Teil auch Dienstleistungen mit der Karte bezahlt werden.

Gesammelte Abrechnung heißt auf der anderen Seite aber auch gesammelte Daten über Bewegung und Tankvorgänge. Für die Fuhrparkmanager ergeben sich daraus weitere Einsparungsmöglichkeiten: Auf der Grundlage der Analyse dieser Daten kann man versuchen, die Fahr- oder Tankgewohnheiten der Autofahrer zu optimieren. "Hier lassen sich auch Einsparungspotenziale finden, da das Tanken an Autobahntankstellen beispielsweise deutlich teurer ist", sagt Embacher.

Hohe Preise schaffen Innovationsdruck

Theoretisch könnte der hohe Benzinpreis dazu führen, dass neue Technologien sich schneller und weiter verbreitet durchsetzen. Möglichkeiten für alternativ angetriebene Fortbewegung sind inzwischen sehr weit in der Entwicklung beziehungsweise haben Serienreife erreicht: Elektro- oder Erdgasautos bis hin zu Brennzellen- oder Wasserstoff-Antrieben oder auch Bahn oder Rad fahren. Noch überwiegt aber bei vielen Kunden die Scheu vor den Ungewissheiten. "Elektroautos sind noch weit davon entfernt, erste Wahl bei den Verbrauchern zu sein. Derzeit ist die massenhafte Einführung des Elektroantriebes noch ein Wunschziel", sagt Frick vom Beratungsunternehmen Deloitte.

Laut Frick sind die Anforderungen der Kunden an eine elektrogetriebenen Fortbewegung sehr hoch. Es gäbe viele Fragezeichen bei Themen wie Reichweite, Verfügbarkeit von Nachladestationen, Ladedauer, Stromkosten. Die Erwartungen orientieren sich an den bisher gewohnten Standards der Mobilität. "Prinzipiell sind die Verbraucher dem Thema Elektrofahrzeuge aufgeschlossen. Allerdings liegen die Ansprüche noch weit über dem, was die Industrie bisher liefern kann", sagt Frick.

Flottenbetreiber als Innovationsmotor

Die Betreiber großer Leasing-Fuhrparks hätten als Großabnehmer der Industrie ganz andere wirtschaftliche Möglichkeiten und könnten bessere Finanzierungsmodelle umsetzen. Aber angesichts des höheren Anschaffungspreises von Alternativ-Fahrzeugen ist es trotz des steigenden Benzinpreises immer noch wirtschaftlicher, die Fuhrpark-Flotte nicht umzustellen. Stattdessen setzt man auf die Weiterentwicklung des Verbrennungsantriebes. "Der Flottenverbrauch wird durch die rasante technische Entwicklung weiter sinken (zum Beispiel Zylinderabschaltung im Stadtgebiet) und durch den Einsatz verbrauchsarmer Modelle wie BlueMotion etc. deutlich unterstützt", sagt Embacher von der Porsche Holding. Es bleibt abzuwarten, was passiert, wenn der Liter Benzin an der Tankstelle mehr als zwei Euro kostet; wahrscheinlich wird die Schmerzgrenze angepasst.
(Markus Drenckhan, derStandard.at, 07.10.2012)