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Auf der Millionärs-Messe findet sich so manches, was Reiche glücklich macht. Und Millionäre.

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Hans Jürgen Krysmanski , 0,1 Prozent. Das Imperium der Milliardäre, Westend-Verlag, 2012, 20,60 Euro.

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Reiche zeigen sich gerne als Wohltäter. Sie spenden, gründen Stiftungen und tun Gutes. Und reißen damit die Weltherrschaft an sich. Wie das passiert, dem geht Hans Jürgen Krysmanski in dem Buch "0,1 Prozent. Das Imperium der Milliardäre" auf den Grund.

Das Buch lässt sich mit der programmatischen Frage "Wem gehört die Welt?" zusammenfassen. Spätestens seit dem Aufkeimen der Occupy-Bewegung ist das eine Prozent der Reichen schon Gesprächsthema an Stammtischen und in den Medien. In den USA werden mindestens 38 Prozent des gesamten Vermögens von dieser Gruppe der Reichen gehalten. Krysmanski zoomt sogar noch weiter hinein, auf die 0,1 Prozent der Superreichen. Den Elitärsten unter der Elite. Weltweit sind es nur wenige tausend Personen oder Dynastien.

Hart ins Gericht geht Krymanski mit der Spendenfreudigkeit der Superreichen. Bill Gates' und Warren Buffetts Milliardärsclub, dessen Mitglieder sich verpflichtet haben, mindestens 50 Prozent ihres Vermögens in wohltätige Zwecke zu stecken, nimmt der Autor aufs Korn. Die Philanthropie sei viel mehr dem Druck der Gruppe zuzuschreiben als dem dringenden Wunsch, Gutes zu tun.

Unterstützen nach eigenem Gusto

Die Spender suchten sich zudem die zu beglückenden Einrichtungen schließlich nach ihrem eigenen Gusto aus. Damit zementieren sie ihre Weltsicht und heben sie zum Teil auf eine institutionelle Ebene. "In den USA ... ist der philanthropische Wirtschaftssektor im letzten Vierteljahrhundert gewaltig gewachsen. In den sogenannten Non-Profit-Organisationen arbeiten inzwischen mehr Menschen als in den Behörden Washingtons und der Bundesstaaten." Damit habe sich auch der Einfluss auf die Politik verstärkt, glaubt Krysmanski.

Im Endeffekt werde durch den Einfluss einzelner auf Politik, Forschung, Kultur und Wirtschaft die Demokratie ausgehöhlt. Einige wenige schaffen sich ihre Welt nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen, der Rest muss mit dem Ergebnis leben. Einem schwarzen Loch gleich saugen die Superreichen nicht nur immer mehr Vermögen an, sondern damit auch die Macht. Dabei agieren sie im Verborgenen und sind auch sonst scheue Wesen. Zwar findet man den einen oder anderen auf einer Liste der reichsten Menschen wieder. Genaue Zahlen zu ihrem Vermögen oder zur Herkunft des Reichtums haben aber Seltenheitswert.

Privatheit

Krysmanski, Soziologe und unter anderem Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von Attac, versucht, mit zahlreichen Zeitungsartikeln und wissenschaftlichen Arbeiten diesem Problem auf den Grund zu gehen. "Das letzte Geheimnis der Ultrareichtums ist seine Privatheit", schreibt der Autor dazu. Wer also eine Namensliste der 0,1 Prozent erwartet, wird sie in diesem Buch nicht finden.

Vor allem im Zuge der Krise rückt die ungleiche Verteilung von Vermögen in den Fokus, den Lebensumständen und Wirkungsbereichen der Superreichen wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Krysmanksi konzentriert sich aber nicht nur auf die Verteilung des Geldes und des Reichtums, sondern auch auf die damit einhergehende Verteilung und Konzentration von Macht.

Wer das Geld hat, hat die Macht, lautet eine bekannte Binsenweisheit. Krysmanski entzaubert mit "0,1 Prozent. Das Imperium der Milliardäre" das Mysterium der Superreichen. Der Autor spart sich dankenswerterweise zum Großteil die platte "Eat the Rich"-Attitüde. Die Sammlung an Zeitungsartikeln, Forschungsarbeiten, Grafiken und auch populärkulturellen Hinweisen zeichnet ein recht deutliches Bild davon, wem die Welt gehört und was das bedeutet. (Daniela Rom, derStandard.at, 8.10.2012)