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Wer wem was zu sagen hat: Darüber wird noch heftig gerungen.

Foto: Reuters/Moir

Berlin/Birmingham - Für die Megafusion von EADS mit BAE Systems gibt es trotz eins andauernden politischen Streits offenbar noch eine kleine Chance. "Wir setzen unsere konstruktiven Gespräche mit den Regierungen fort", sagte ein EADS-Sprecher zum Wochenschluss. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass wir ein hervorragendes Angebot für Europa gemacht haben", ergänzte er. Offen ist allerdings weiterhin die zentrale Frage, wie hoch die Beteiligung einzelner Staaten an einem fusionierten Konzern ausfällt. Der britische Finanzminister George Osborne forderte am Sonntag zudem, die beiden Konzerne müssten garantieren, dass Arbeitsplätze und Investitionen in Großbritannien erhalten blieben. Außerdem müsse die nationale Sicherheit gewährleistet sein. Von diesen Prioritäten werde die britische Regierung ihre Entscheidung abhängig machen.

Am Freitag waren neue Spekulationen aufgekommen, dass das Vorhaben vor dem Scheitern steht. Auslöser war ein entsprechender Bericht von "Spiegel Online", den der britische Rüstungskonzern BAE umgehend zurückwies: Das Geschäft mit EADS sei nicht vom Tisch. Auch im Umkreis der Airbus-Mutter hieß es auf die Frage, ob das Projekt gescheitert sei: "Definitiv nicht." Aus unternehmensnahen Kreisen verlautete, dass es Kräfte in der Regierung gebe, die die Transaktion verhindern wollten.

Frist bis zum Mittwoch

BAE Systems arbeitet nach eigener Auskunft weiter daran, die von den britischen Behörden gesetzte Frist bis zum kommenden Mittwoch einzuhalten. Bis dann müssen die Unternehmen nach britischem Recht darlegen, ob sie ihre Pläne weiter verfolgen. Dazu brauchen sie aber die Zustimmung der Regierungen in Paris, London und Berlin. Branchenkreisen zufolge haben diese am Freitag ihre Gespräche ergebnislos abgebrochen. Dies bedeute aber nicht, dass das Ende der Fahnenstange schon erreicht sei. Möglicherweise gehe es aber auf der Ebene, auf der diese Gespräche liefen, nicht mehr weiter. Von deutscher Seite wurden die Verhandlungen mit den anderen Regierungen von Bundeskanzlerin Angela Merkels Wirtschaftsberater Lars-Hendrik Röller geführt.

Streit um Staatsbeteiligungen

Kernstreitpunkt zwischen den Regierungen ist weiterhin die Höhe der Staatsbeteiligungen. Insbesondere sorgt das deutsche Vorhaben für Probleme, am neuen Unternehmen einen gleich hohen Anteil wie Frankreich von voraussichtlich neun Prozent zu halten. Aus dem Umkreis der Verhandlungen gibt es widersprüchliche Informationen darüber, ob London bereit ist, dies zu akzeptieren. Ein weiterer Konfliktpunkt ist laut verhandlungsnahen Kreisen, dass Frankreich sich die Möglichkeit offenhalten will, seinen Anteil durch den Zukauf weiterer Aktien aufzustocken. Dabei gehe es um den EADS-Anteil des französischen Unternehmers Lagardere. Auch an der Forderung der Bundesregierung, dass Deutschland Sitz eines wichtigen Konzernteils, womöglich gar der Firmenzentrale wird, hätten sich die Gespräche festgefahren. "Es ist wohl wie in einer Tarifrunde", sagte eine Person, die mit den Verhandlungen vertraut ist.

Mit der Fusion würde das weltweit größte Unternehmen der Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungstechnik entstehen. EADS verfügt in Deutschland über 29 Standorte mit fast 50.000 Beschäftigten. Im Falle eines Zusammenschlusses mit BAE Systems entstünde ein Branchenprimus mit einem Umsatz von rund 72 Milliarden Euro und weltweit gut 220.000 Beschäftigten. (Reuters, 7.10.2012)