Fuschl/Roswell - "Wir haben gute Neuigkeiten, es wird wärmer." Der Chef-Meteorologe des "Red Bull Stratos"-Projekts, Don Day, verkündete am Sonntagvormittag (Ortszeit) bei einem Presse-Briefing im Pressecenter der Mission Control, dass am Dienstag als Launch-Tag für den Stratosphären-Sprung von Felix Baumgartner festgehalten wird. "Dienstag ist die erste Möglichkeit zu starten." Sollte der Sprung dieses Mal erneut verschoben werden, wäre ein Zeitfenster bis Mitte November möglich, sagte Day.
Das ist deutlich länger, als vorher spekuliert wurde. "Wir gehen natürlich tiefer in den Herbst hinein und die Winde werden stärker, aber ein Sprung wäre hier in Roswell bis Mitte November möglich." Baumgartner hatte auf das Verschieben mit Gelassenheit reagiert. "Er weiß, wie wichtig gutes Wetter ist."
Windstille Bedingungen sind vor allem während jener Phase entscheidend, wenn der Ballon vom Boden liegend aufgerichtet wird. Der Ballon hat nämlich ein Volumen von fast 849.500 Kubikmeter und ist somit zehn Mal größer als Joe Kittingers Ballon aus 1960. Kittinger schrieb mit seinem Sprung aus 31 Kilometern Höhe Geschichte. Beim Start wird der Ballon sehr hoch (ca. 55 Stockwerke) und ist extrem dünn (zehn Mal dünner als ein Jausensackerl). "Das ist wie ein fliegendes Footballfeld, da muss der Wind sehr ruhig sein." Mehr als zwei bis drei Meilen Windgeschwindigkeit (etwa drei bis fünf km/h) dürfen beim Start am Boden nicht herrschen. Auch die Windrichtung wird ausschlaggebend sein.
"Es ist der größte Ballon, der jemals für einen bemannten Flug verwendet wurde", sagte Kittinger. Daher sei die Entscheidung von Don Day, zu starten oder nicht, die wichtigste in dem Projekt, meinte der 84-Jährige. Den Ballon in die vertikale Position zu bringen, sei somit ein kritischer Punkt der Mission. Bis zu einer Höhe von 4.000 Fuß (rund 1.200 Meter) ist es Baumgartner nämlich nicht möglich, im Notfall aus der Kapsel auszusteigen. "Wenn die Kapsel dann zu Boden fällt, wäre es eine harte Landung", sagte der technische Projektleiter Art Thompson.
Baumgartner war zwei Tage vor seinem spektakulärem Sprung bestens gelaunt, wie aus seinem Team zu hören war. Er schaut auf seine Gesundheit und gibt ein wenig Ruhe. "Seine Familie ist im wichtig, das entspannt ihn", sagte High-Perfomance-Direktor Andy Walshe, die rechte Hand von Baumgartner. Der Salzburger habe einen guten Schlaf. Vor einem Testsprung hatte der 43-Jährige sogar einmal ein halbstündiges Nickerchen gemacht.
Thompson rechnet damit, dass Baumgartner beim Sprung aus 36 Kilometern Höhe in 34 Sekunden Schallgeschwindigkeit und eine Spitzengeschwindigkeit von 700 Meilen pro Stunde (rund 1.120 km/h) erreichen wird. Vier GPS-Geräte werden die Daten des Sprungs aufzeichnen, die ersten Ergebnisse werden eine Stunde nach der Landung veröffentlicht. Laut Red Bull hat die NASA Interesse an den Daten. Zwei bis drei Monate wird es laut Thompson dauern, bis alle Daten ausgewertet und ein allfälliger Rekord anerkannt werden. (APA, 7.10.2012)