Graz - Im Grazer Straflandesgericht hat der dritte Prozess rund um die Leasing-Geschäfte der Hypo-Steiermark in Bosnien und Kroatien nun tatsächlich begonnen. Das Schöffenverfahren muss sich nun mit den sogenannten Vermittlern der teilweise geplatzten Auslandsgeschäfte befassen, was vermutlich mehrere Monate dauern wird.
Weil diesmal drei der vier Beschuldigten erschienen sind, schied die Richterin kurzerhand das vierte Verfahren aus und ließ den Prozess zumindest einmal beginnen. Staatsanwalt Christian Kroschl erzählte in kompakter Kurzfassung wieder einmal die Geschichte vom Ex-Manager und dem früheren Prokuristen: Diese waren in den ersten beiden Verfahren schon angeklagt, weil ihnen vorgeworfen wurde, sie hätten durch geplatzte Leasinggeschäfte "über drei Millionen Euro in den Sand gesetzt", so der Ankläger. Sie hätten es besonders bei den Cross-Border-Geschäften an sorgfältiger Überprüfung fehlen lassen, so Kroschl. Die vier Angeklagten waren laut Anklage Vermittler dieser Geschäfte und müssen sich daher wegen Beitrags zur Untreue verantworten. Verurteilt worden war aber nur der Ex-Manager, sein Kollege wurde freigesprochen. Beide Entscheidungen sind aber noch nicht rechtskräftig.
Genau hier hakte Verteidiger Hans Lehofer ein, der wieder einmal vorschlug, das neue Verfahren zu unterbrechen, bis das alte rechtskräftig ist. Seine Argumentation: Wenn es möglicherweise keine Tat gibt, könne es auch keine Beitragstäter geben. Außerdem sei nie überprüft worden, ob nicht doch Leasingraten bezahlt wurden, die nur in den Unterlagen der Hypo-Steiermark nicht mehr aufgetaucht sind, meinte der Verteidiger. Das kostete Gutachter Fritz Kleiner nur ein mildes Lächeln, trotzdem blieb Lehofer bei seiner Variante. Auch die Verteidiger der beiden anderen Angeklagten betonten, ihre Mandanten seien nie Vermittler für die Hypo-Steiermark gewesen, sie seien nur "organisatorische Anlaufstelle" oder eben der Anwalt der Hypo gewesen.
Da die Anwälte darauf bestehen, dass wieder unzählige Leasing-Fälle im Detail durchbesprochen werden, wird der Prozess noch einige Wochen oder Monate dauern. Mittlerweile könnte auch das erste Verfahren rechtskräftig werden und den neuen Fall beeinflussen. (APA, 9.10.2012)