Wien - Auf die Frage, warum er nicht Bankangestellter geworden sei, da er doch in Bruck/Mur die Handelsakademie besuchte, sagte Mike Supancic vor zwei Jahrzehnten, also mit 25: "Weil ich nicht mit 27 Selbstmord begehen möchte."
Bereits in der Schulzeit hatte der Steirer als Mitglied der Gruppe Knüppel aus dem Sack erste Erfahrungen mit dem Kabarett gesammelt. Wenig später, 1987, erhielt er für sein erstes Solo Kauderwelsch den Grazer Kleinkunstvogel. Schon damals trat der Meister der Parodie mit der Gitarre auf. Doch Supancic ersann nicht nur bissige Texte für bekannte Songs. Fixer Bestandteil seiner Programme sind immer auch eigene Nummern. Sie stehen in der Tradition des Austropop wie der Kabarett-Lieder von Gerhard Bronner. Helmut Qualtinger sang einst den Bundesbahnblues - und Supancic, leidgeprüfter Zugfahrer ("Des wird a lange Fahrt!"), antwortet zeitgenössisch mit Riding on an ÖBB Train: "Der Schaffner redt Englisch, denn Deutsch kann des net sein."
2001 kompilierte er die Darbietungen zum Konzert. Supancic tourte mit den Knechten des Lasters durch die Lande. Nun hat er, dieses sympathische Urvieh mit Rockstar-Qualitäten, eine neue Band formiert. Markus Fichtinger, Werner Laher, Georg Gruber und Ex-Knecht Siegfried Willmann bilden Los Cravallos.
Im Programm Bis dass der Stromausfall uns scheidet! rockt man sich mit Spiel- wie Wortwitz durch den Solid-Gold-Katalog (u. a. Status Quo, Hot Chocolate). Kraftwerk und Joe Zawinul werden gekonnt karikiert, als Zugabe gibt es ein grandioses AC/DC-Medley mit Texten, die primitiver nicht sein können. Der Schwerpunkt liegt aber auf den Eigenkompositionen, kürzlich auch als CD veröffentlicht. Der Lagerhaus-Calypso ist bereits ein Hit; mit Wir fackeln heut die Börse ab gelingt Supancic ein treffender Kommentar zur Lage. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 10.10.2012)