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Vor zwanzig Jahren war die klinische Forschung in Österreich unterdotiert, heute hat sich das Bild gewandelt.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Oft kommt es ja nicht vor, dass ein Vizerektor für Forschung an Österreichs notorisch unter Geldmangel leidenden Unis zufrieden wirkt. Markus Müller, der dieses Amt an der Medizinischen Universität Wien bekleidet, machte am Montag die große Ausnahme: Die Wissenschafter seiner Universität erhielten zwölf von insgesamt 17 Förderzusagen bei der jüngsten Ausschreibung zur klinischen Forschung des Wissenschaftsfonds FWF.

Die internationale Jury fand daneben fünf Projekte der Med-Uni Graz und nur eines der Med-Uni Innsbruck für förderwürdig. Angesichts der gesamten Fördersumme von 3,3 Millionen Euro für drei Jahre konnte Müller nicht ausschließen, dass man von einem "Tropfen auf den heißen Stein" spricht, "aber von einem wichtigen Tropfen".

Eine Aufholjagd

Noch vor zwanzig Jahren war Österreich hinsichtlich der Mittel für klinische Forschung deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt, nun liegt man deutlich darüber. "Eine Aufholjagd", wie Müller sagte, die die Nachrichten- und Finanzdatenagentur Thomson Reuters sogar zum Befund führte, es gebe keinen Wissenschaftsbereich weltweit, der so stark gewachsen sei wie die klinische Forschung in Österreich. Nun liegt man im Ranking zwar vor Ländern wie Deutschland und Frankreich, aber auch weit schlechter als die gern zum Vergleich herangezogene Schweiz. Das Geld kommt hauptsächlich von der Pharmaindustrie, darum gibt es auch ein Match zwischen den Medizinischen Universitäten.

Pharmafirmen geben aber die Themen vor und haben kein Interesse, in einen gemeinsamen Topf einzuzahlen, aus dem unabhängige Projekte gespeist werden. Freie klinische Forschung könne daher nur durch Mittel der öffentlichen Hand gefördert werden, sagte Müller. Was über den Wissenschaftsfonds FWF immer geschah, allerdings fühlten sich die Forscher da offenbar nicht ganz verstanden, "denn in ihrem Bereich gelten andere Gesetze als in der Physik", sagte Müller. Mit der Einführung des Programms für klinische Forschung soll sich das gebessert haben.

FWF-Präsident Christoph Kratky meinte, man habe sowohl beim Wissenschaftsfonds als auch unter den Antragstellern dazugelernt - unter anderem, dass in diesem Bereich Statistiken und ethische Fragen eine viel größere Rolle spielen als anderswo. Klinische Forscher müssen nach besonders strengen Vorschriften arbeiten, weil die Studie ansonsten nicht anerkannt wird. Deshalb wird es ab dem kommenden Jahr auch Coaching-Workshops geben.

Am Montag startete die dritte, aber auch letzte Ausschreibung des vom Wissenschaftsministerium initiierten Förderprogramms. Projektanträge können bis 28. Februar 2013 eingereicht werden. Dabei werden wieder drei Millionen für maximal drei Jahre vergeben. "Der Lernprozess ist abgeschlossen", sagte Kratky. Er sei überzeugt, dass sich die Wissenschafter der Medizinischen Universitäten auch im Wettbewerb mit anderen Fächern behaupten können. (Peter Illetschko, DER STANDARD, 10.10.2012)