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Erdbeeren aus China sollen für den Brechdurchfall bei tausenden deutschen Schulkindern verantwortlich sein.

Foto: dpa/Soeren Stache

Berlin/Wien - Seit Montag ist es offiziell bestätigt: Tiefgefrorene Erdbeeren aus China waren schuld an der Durchfall- und Brecherkrankung, an der vergangene Woche mehr als 11.000 Schulkinder in Ostdeutschland erkrankten. Das Robert-Koch-Institut in Dresden konnte die Noroviren, die für die Infektion verantwortlich waren, in einer Probe nachweisen.

Die Schüler hatten die Erdbeeren in Kantinen gegessen, die von der Firma Sodexo beliefert werden. Das Unternehmen will die Betroffenen mit jeweils einem Gutschein über 50 Euro entschädigen. Er soll sowohl in Lebensmittelgeschäften als auch für Bücher, Lernmittel oder Nachhilfe eingelöst werden können.

Debatte um Qualität von Schulessen

Die Früchte sollen aus der Provinz Shangdong nach Deutschland verschifft worden sein. Laut FAZ ist China mittlerweile noch vor Polen aufgrund der niedrigen Preise der wichtigste Lieferant für Tiefkühlerdbeeren in Deutschland. Wie genau die Erdbeeren kontaminiert wurden, ist noch nicht geklärt. Chinesische Behörden hatten bisher die Vorwürfe zurückgewiesen, dass Tiefkühlobst sei der Keimträger gewesen.

Der Fall hat in Deutschland eine Debatte über die Qualität von Schulessen ausgelöst: "Wir haben schon lange damit gerechnet, dass es zu einem solchen Vorfall kommt, denn das ganze System stimmt von vorn bis hinten nicht", zitiert der Spiegel den Chef des deutschen Netzwerks Schulverpflegung. "Eine rapide wachsende Nachfrage trifft auf einen massiven Kostendruck."

Sodexo, Marktführer bei Schulessen in Deutschland, bietet laut Spiegel in Deutschland Essen ab 1,55 pro Person ab. Ernährungsexperten fordern allerdings von staatlichen Stellen, mindestens drei Euro pro Essen zu kalkulieren. Dennoch hätten deutsche Bezirke mitunter Höchstgrenzen von 2,10 pro Schulessen festgelegt.

Bioquote und Gratis-Ketchup in Wien

Mit 3,50 Euro gibt in Österreich etwa die Stadt Wien deutlich mehr für ein Essen in ganztägigen Volks- und Hauptschulen aus. In Kindergärten und Horten werden etwa drei Euro pro Mahlzeit budgetiert. Der wichtigste Caterer ist die Firma Gourmet, die alle städtischen Horte und Kindergärten und 58 Prozent der ganztägigen Volks- und Hauptschulen beliefert.

Erdbeeren aus China könnten theoretisch aber auch in Wiens Schulen auf dem Teller landen. Zwar müssen Essenslieferanten bestimmte Kriterien erfüllen - Einschränkungen, wo die Zutaten gekauft werden müssen, sind aber nicht dabei. Dafür besteht die Stadt auf einer Bioquote bei den Zutaten von mindestens 30 Prozent, mindestens einer vegetarischen Mahlzeit pro Woche - und Gratis-Ketchup. (tob, DER STANDARD, 10.10.2012)