Maria Vassilakou am Wiener Messestand.

Foto: Putschögl

Mit dem "Zak-Turn" kann man dreidimensional nach Wien hineinzoomen.

Foto: Putschögl

Es ist zwar ein "fader Markt", aber Österreich ist auf der heurigen "Expo Real" dennoch gut vertreten. Die Stadt Wien präsentiert sich recht groß, nämlich gleich mit beiden Vizebürgermeisterinnen, von denen die eine, Renate Brauner (SPÖ), am Montag hier war, und die andere, Maria Vassilakou (Grüne), am Dienstag.

Brauner hatte am Montagnachmittag den "Vienna Market Place" auf dem Gemeinschaftsstand "Wien - Europa Mitte" eröffnet und gab am Abend ein Networking-Branchen-Dinner, auf dem vor allem der Biotechnologie-Standort Wien gepriesen wurde. Vassilakou stellte am Dienstag am Wiener Messestand das Smart-City-Konzept Wiens vor, der Leiter der MA 18 - Stadtentwicklung und Stadtplanung, Thomas Madreiter, gab außerdem einen Überblick über die künftige bauliche Entwicklung Wiens.

Wien in 3D

Wie diese aussehen wird, davon können sich Messestand-Besucher heuer sogar in 3D ein Bild machen. Mit Hilfe des so genannten "Zak-Turn" lässt es sich nämlich sozusagen von oben in die Stadt hineinzoomen; wer die dazugehörige 3D-Brille aufsetzt, bekommt dann auch tatsächlich eine einigermaßen spektakuläre Ansicht der Stadtentwicklungsgebiete.

Auch geredet wird auf der Messe über Österreich, unter anderem in einer Panel-Diskussion Dienstagmittag. Dort viel der eingangs zitierte - und ohnehin schon oft gehörte - Satz vom "faden Markt", weil der österreichische Markt und auch seine Teilsegmente seit Jahren nicht anders als "stabil" zu bezeichnen sind. Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien, weiß auch, warum: "Es gibt hier mehr Anleger, die sich auch mit einstelligen Renditen zufrieden geben."

Lokaler Partner

Henning Köppelt vom Fondsanbieter Warburg-Henderson erzählte, dass man als Neuankömmling im österreichischen Markt am besten mit einem lokalen Partner zusammenarbeiten sollte. Bei Warburg-Henderson war dies vor mehr als zehn Jahren die Wiener Städtische. Aktuell feiert der Fondsanbieter mit seiner frühzeitig erfolgten Fokussierung auf Retail-Objekte, insbesondere Fachmarktzentren, Erfolge.

Auch der Wiener Büromarkt stabilisiere sich wieder, sagte Ehlmaier. Dies sei der am meisten von der Krise betroffene Teilmarkt, aber es habe hier glücklicherweise vor der Krise keine massive Überproduktion gegeben. "Die Chance auf Erholung ist jetzt deutlich höher als noch vor zwei Jahren", die kommende große Herausforderung in diesem Bereich sei der Bestand an veralteten Objekten aus den 1990er-Jahren.

Investitionsvolumen sinkt

Auch Heinz Kunesch, geschäftsführender Gesellschafter der auf "Problemimmobilien" spezialisierten Go Asset Advisory GmbH, hielt fest, dass in Österreich "maßvoller vorgegangen" wurde. Das Hauptgeschäft mache sein Unternehmen deshalb auch nicht in der Alpenrepublik, "und das spricht wohl am meisten für Österreich". Dennoch brauche man Investoren, und hier ortet Kunesch großes Potenzial in den so genannten "Family offices", also private Vermögensverwaltungen, Stiftungen und Fonds.

Was das gesamte Investment-Volumen in Österreich betrifft, hinkt man heuer deutlich dem Vorjahr hinterher - für Ehlmaier ist das aber kein Indiz für eine Krise. "Es kann schlicht die Nachfrage nach Core-Immobilien (Anm.: Erstklassige Objekte in Top-Lagen) nicht befriedigt werden." Deshalb werde man heuer wohl nur 75 Prozent des Volumens von 2011 (1,5 Milliarden Euro) erreichen.

Wie sehr es am Angebot mangelt, machte Klöppelt deutlich: Sein Unternehmen könnte gut und gern noch 100 Millionen Euro in österreichische Einkaufszentren stecken, aber der Markt gebe das schlicht nicht her.

"Underutilized"

Was der Markt hergibt, sind durchschnittliche Renditen von 5,25 (Büros) bis 7,0 Prozent (Fachmarktzentren), so Ehlmaier. Das Segment Wohnen ist hier traditionell schwächer, mit etwa vier Prozent oder - wie bei Zinshäusern im 1. Wiener Bezirk - nur die Hälfte davon.

Wie man mit so geringen Renditen trotzdem das Auslangen finden kann, erklärte Sebastian Greinacher, CEO von Signa Recap. "Wir kaufen underrented und underutilized" - also Objekte, die noch nicht optimal genutzt sind und bei der Miete noch die vielzitierte Luft nach oben haben. (Martin Putschögl aus München, derStandard.at, 9.10.2012)