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Warten auf Baumgartners Sprung.

Foto: Reuters

Gar viel war schon erklärt worden, als der Reporterbote aus Roswell verkündet, der Stratos-Start müsse "etwas" verschoben werden. Der lustige Physiker mit der großen Körperoberfläche, Werner Gruber, hatte geschwärmt, er beneide Felix Baumgartner, weil dieser bald schneller rasen würde als der Schall. Ein Pilot hatte erklärt, man dürfe den Sprung nicht mit normalen Flügen vergleichen.

Auch hatte man von Verschwörungstheorien berichtet: Der Fall aus 36,5 Kilometern Höhe habe ja schon längst stattgefunden; der ORF wie auch viele andere Sender würden Opfer eines Livegags. Und nachdem vielleicht nicht von allen ORF-Gästen, doch - gefühlterweise - alles über Ballonaufstieg und freien Fall mitgeteilt worden war und Baumgartners Mutter Eva nicht zum Interview erschien, schob man zur Abwechslung eine Universum-Folge ein. Über Vulkane!

Als der Reporter dann um 15 Uhr - diese Windprobleme - auf 16 Uhr vertrösten muss, zieht man einen Psychologen zurate. Nein, Felix, der nun sehr mit sich allein sei, würde keine Medikamente nehmen. Trotz der neuen Erkenntnisse breitet sich Ernüchterung aus, die man mit Parolen bekämpfte (Reporter: "Wir bleiben motiviert!"). Nur Physiker Gruber blieb bestgelaunt und bot an, auch am Mittwoch zu kommen ("Ich hätte Zeit!").

Um 16 Uhr ist alles unklar, Entscheidung in einer Stunde. Dazwischen immerhin kein Universum. 17 Uhr? Es könnte in eineinhalb Stunden losgehen, etwas wird ja entrollt, die Sonne strahlt in Roswell. Physiker Gruber ist inzwischen jedoch sehr skeptisch ("Schau ma mal"). Plötzlich aber läuft der Countdown. Und dann: Aus, Ende, Abbruch. Warten ist ein ORF-Extremsport. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 10.10.2012)