Nach der Kündigung des Journalisten-Kollektivvertrags legt der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) jetzt nach und erklärt in einem Schreiben, warum aus seiner Sicht der aktuelle Kollektivvertrag "nicht mehr zeitgemäß und leistbar" ist. "Fünfzehn statt der sonst üblichen vierzehn Monatsgehälter, Kündigungsfristen von bis zu einem Jahr, Urlaubsansprüche von knapp sieben Wochen und diverse kostenintensive Zulagen unter anderem für Bildschirmarbeit. Diese anachronistischen Privilegien stammen aus einer goldenen Zeit des Printjournalismus, weit vor Rundfunkmarktliberalisierung und der Erfindung des Internets", sagt VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger.

Der VÖZ wolle die "Gerechtigkeit zwischen jungen und älteren Mitarbeitern" forcieren. Grünberger: "Angestellte Journalisten verdienen im Schnitt über 70.000 Euro brutto jährlich, während jüngere Kollegen in den Online-Redaktionen, die nicht den kollektivvertraglichen Bestimmungen unterliegen, deutlich weniger bekommen." Die Journalistengewerkschaft würde "offenbar die derzeitige wirtschaftliche Lage der Printmedien vollkommen negieren".

Zur Argumentation, dass die KV-Kündigung eine Gefährdung einer "demokratierelevanten Säule" darstelle, sagt Grünberger: "Pressefreiheit ist eine wertvolle Errungenschaft, für die es sich zu kämpfen lohnt. Dieses Gut jedoch für die Beibehaltung von Privilegien zu instrumentalisieren, lehne ich entschieden ab. 15 Monatsgehälter sind nicht demokratie- oder qualitätsrelevant." (red, derStandard.at, 10.10.2012)