Das diesjährige Abschneiden der Österreichischen Universitäten im Times Higher Education Ranking kommt nicht überraschend, da sich an den grundlegenden Faktoren, die Österreichs Hochschulen im internationalen Vergleich zurückhalten, in den letzten Jahren wenig verändert hat.

Bei aller Kritik an den Rankings weisen Vergleiche des österreichischen universitären Systems mit anderen immer wieder auf Komponenten hin, die das Potenzial der österreichischen Wissenschaft signifikant behindern.

Allheilmittel Finanzierungsvolumen?

Die Finanzierung der Hochschulen ist relativ zur Zahl der Studierenden im Vergleich mit Europas führenden kleinen Ländern wie der Schweiz, der Niederlande oder Schweden unterdurchschnittlich. Die Erreichung eines Anteils von zwei Prozent am BIP im Jahr 2020, wie von der Bundesregierung angestrebt, wäre sicher positiv, ist aber angesichts der zu erwartenden Steigerung der Zahl der Studierenden und angesichts der teils signifikanten Budgetsteigerungen anderer Länder jedenfalls kein Allheilmittel.

Mehr wettbewerbliche Finanzierung

Deshalb sind Reformen der Vergabemechanismen der öffentlichen Gelder ein weiterer Baustein für eine erhöhte Qualität im Hochschulsystem. Im Bereich der Forschungsfinanzierung setzen viele Länder auf eine erhöhte Bedeutung wettbewerblicher Finanzierung, etwa durch Forschungsprojektförderung nach Muster des FWF in Österreich oder des ERC auf europäischer Ebene. Der Ausbau der wettbewerblichen Finanzierung findet sich sogar in der Forschung-, Technologie- und Innovationsstrategie 2020 der Bundesregierung, bisher wurden diesbezüglich jedoch nur wenige Umsetzungsschritte gesetzt. Dabei sollten sich - wie z.B. in den USA - üblich insbesondere WissenschaftlerInnen mit Festanstellung um Projektmittel bemühen, während jüngere verstärkten Zugang zu universitätsinternen Forschungsgeldern erhalten sollten.

Über Zugangsmanagement offen reden

Im Bereich der Lehre wird derzeit intensiv an einem Studienplatzfinanzierungssystem gearbeitet. Prinzipiell ist hier ein Mechanismus vonnöten, der die Betreuungskapazitäten der Hochschulen mit der Zahl der Studierenden in Einklang bringt, bei gleichzeitiger Erhöhung der Absolventenquote. Universitäten sollten wie Fachhochschulen das Recht haben, sich ihre Studierenden auszusuchen, bei besonderem Augenmerk auf die erfolgreiche Beteiligung von Studierenden aus bildungsfernen Schichten, etwa durch spezifische Unterstützung während des Studiums (Coaching, Mentoring etc.). Ein universitäres Zugangsmanagement sollte zumindest im Bereich der Masterstudien eingeführt werden, um sich auf europäischer Ebene im Reputationswettbewerb zwischen den Hochschulen behaupten zu können, der seinerseits starke Anreize für eine Verbesserung der Hochschullehre setzt.

Beide Elemente zusammen, die erhöht wettbewerbliche Finanzierung und die Finanzierung der Lehre über eine Studienplatzfinanzierung, würden die Bedeutung der Leistungsvereinbarungen als Steuerungsinstrument reduzieren.

Modernere Doktoratsmodelle

Neben Finanzierungsvolumen und -struktur spielen im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe Karriere- und Organisationsstrukturen eine wesentliche Rolle. Das traditionelle Doktoratsstudium sollte weitestgehend durch strukturierte, moderne Doktoratsprogramme ersetzt werden, nach Art der Doktoratskollegs des FWF.

Um die besten jungen ForscherInnen für Österreichs Hochschulen zu rekrutieren, braucht es die Perspektive auf frühe Selbständigkeit in der Forschung und auf eine durchgängige Laufbahn bis zum ordentlichen Professor, bei positiver Evaluierung der Forschungsleistung. Derzeit können die Hochschulen jungen Leuten keine durchgängige Perspektive vom Assistenzprofessor bis zum ordentlichen Professor anbieten, denn das österreichische Laufbahnmodell endet beim außerordentlichen Professor, aufgrund einer Bestimmung im Universitätsgesetz.

Die frühe Selbständigkeit kommt zudem mancherorts mit dem klassischen Instituts- bzw. Lehrstuhlmodell in Konflikt, das zugunsten eines flacheren Departmentmodells völlig aufgegeben werden sollte. Wenn die Universitäten mit der öffentlichen, ständig unter den Top 20 platzierten US-amerikanischen Forschungsuniversität University of California at Berkeley konkurrieren wollen, müssen sie bessere, nicht schlechtere Arbeitsbedingungen anbieten können. (Jürgen Jange, derStandard.at, 12.10.2012)