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Malala Yousafzai kämpft für die Rechte von Mädchen.

Foto: EPA/T. MUGHAL

Wenn stimmt, was der Polizeichef von Mingora erzählt, dann wusste Ma lala Yousafzai, was auf sie zukam: Ein bärtiger Mann trat zum Schulbus und fragte, welches der Mädchen denn Malala sei. Als eine Kameradin auf die 14-Jährige zeigte, leugnete sie ihre Identität. Daraufhin schoss der Täter auf beide.

Die Taliban stehen zu ihrer Tat: Malala Yousafzai sei "ein Symbol für westliche Kultur", eine "Obszönität", die es abzustellen gilt. Ihre Tötung sei durch ihre Agitation gegen die Mujahedin islamisch gerechtfertigt. Wenn sie überlebe, werde man es weiter versuchen.

Malala, die Premier Raja Pervez Ashraf im Parlament dar aufhin "unser aller Tochter" nannte, hat Schussverletzungen in Kopf- und Schulterbereich und wurde inzwischen in Peschawar notoperiert. Für sie stand am Mittwoch ein von Staatspräsident Asif Ali Zardari geschicktes Flugzeug bereit, um sie in eine Klinik nach Dubai auszufliegen.

Die Taliban haben Malala Yousafzai so endgültig zur Symbolfigur für den Kampf für Frauen- und Kinderrechte in Pakistan - stellvertretend für alle Gesellschaften, die von dieser Art von Islam bedroht sind - gemacht. Das Mädchen wurde 2009 bekannt, als es, damals elfjährig, unter dem Pseudonym Gul Makai in einem Blog für die BBC ihr Leben unter den Taliban beschrieb, die damals das Swat-Tal beherrschten. Sie zerstörten und schlossen alle Mädchenschulen, auch jene, die Malalas Vater, Ziauddin, leitete. Die Familie floh nach Abbottabad - dem letzten Aufenthaltsort Osama Bin Ladens - und kam erst zurück, als Mingora, die größte Stadt im Tal, vermeintlich wieder sicher war.

Malalas Botschaft war gemäß ihrem Alter einfach und umso stärker: Mädchen haben ein Recht auf Bildung. Sie wurde dafür international, aber auch in Pakistan selbst, verehrt und geehrt. Im Vorjahr richtete die Unicef für sie ein Kinderprojekt aus. Wollte Malala zuvor immer Ärztin werden, so hatte sie zuletzt auf Politikerin umgeschwenkt.

Pakistan ist einerseits ein Land, in dem Oberschichtsfrauen weit nach oben kommen können, siehe Benazir Bhutto. Dazu bilden die konservativen paschtunischen tribalen Bräuche - die den Grundstock für die Taliban-Ideologie bilden - einen starken Kontrast. Typisch dafür ist die Nachricht von Mittwoch, dass im Südwesten des Landes mehrere minderjährige Mädchen zur Streitbeilegung von einem Stamm an einen anderen übergeben werden sollen. Das ist zwar verboten, geschieht aber dennoch. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 11.10.2012)