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Kapitän Francesco Schettino kommt im Gutachten des Beweissicherungsverfahrens nicht gut weg.

Foto: La Rocca/AP

Grosseto - Ab kommenden Montag findet der dritte sogenannte Beweissicherungstermin im Fall der gekenterten Costa Concordia in der toskanischen Stadt Grosseto statt. Der Kapitän der Costa Concordia, Francesco Schettino, dem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung 15 Jahre Haft pro Todesopfer drohen, wird erstmals vor Gericht erscheinen.

Auch der österreichische Vizepräsident der Costa-Concordia-Betreiberfirma Costa Crociere wird nach Angaben seiner Mailänder Rechtsanwältin Manuela Cigna an dem Beweissicherungstermin teilnehmen. Gegen ihn wird wegen Verdachts der Beihilfe zur fahrlässigen Tötung ermittelt. "Er hat den Wunsch geäußert, dabei zu sein", sagte Cigna. Die ermittelnden Staatsanwälte werfen dem Oberösterreicher Mängel bei der Koordinierung der Rettungsaktion an Bord des Schiffes vor.

Gutachten wird präsentiert

Beim Beweissicherungstermin, der voraussichtlich mindestens eine Woche dauern wird, sollen die Ergebnisse eines 270-seitigen Gutachtens veröffentlicht werden. Im Auftrag der Untersuchungsrichterin Valeria Montefoschi wurde dafür die Situation an Bord des Schiffes überprüft. Reederei und Besatzung wird kein gutes Zeugnis ausstellt. "Die meisten Mitglieder der Crew mit Schlüsselaufträgen kannten ihre Aufgaben im Notfall nicht", heißt es in dem Gutachten.

Kapitän Schettino wird durch das Gutachten erheblich belastet. Er spielte den Unfall erst herunter und ging dann von Bord, während die Crew versuchte, Rettungsboote ins Wasser zu bringen und Passagiere zu retten. Schettino behauptet dagegen, er habe beim Unglück alle seine Pflichten erfüllt. Er klagt die Betreibergesellschaft des Luxusliners, die ihn im Juli nach einem Disziplinarverfahren entlassen hatte, auf Wiedereinstellung. Die Kreuzfahrtgesellschaft argumentiert hingegen, dass Schettino nicht nur das Unglück durch ein riskantes Manöver verschuldet, sondern auch die Evakuierung verzögert und das Schiff verlassen habe, obwohl noch Hunderte Menschen an Bord waren.

Wrack wird gesichert

Vor der Insel Giglio sind inzwischen Fachfirmen dabei, das 290 Meter lange Wrack vor dem Winter auf einer Unterwasser-Plattform zu sichern. Als Teil des Plans zur Bergung werden nun 30 wasserdichte Boxen bzw. Stahl-Senkkästen mit einem Gesamtgewicht von rund 11.500 Tonnen gebaut. Mit deren Hilfe soll das Schiff wieder schwimmfähig gemacht und anschließend in einem Stück abtransportiert werden. Dies soll voraussichtlich im Jänner erfolgen.

Vor neun Monaten, am 13. Jänner, kenterte die Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio mit 4.200 Passagieren und Crew-Mitgliedern an Bord, darunter 77 Österreichern. Mindestens 30 Menschen starben. (APA/red, 11.10.2012)