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Foto: Ap/Zak Ronald

Wien/Salzburg - Der schwer in Turbulenzen geratene Baukonzern Alpine mit Sitz in Salzburg wird noch diese Woche Gespräche mit den Gläubigerbanken aufnehmen. Das bestätigte Unternehmenssprecher Johannes Gfrerer am Donnerstag. Offenbar sollen längere Tilgungsfristen und zusätzliche Finanzierungen ausverhandelt werden. Zugleich habe der spanische Mutterkonzern volle Unterstützung zugesagt, die Liquidität des Unternehmens sei ausreichend gesichert.

Die Online-Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" hatte am Mittwoch unter Berufung auf ein internes Dossier berichtet, dass der zweitgrößte heimische Baukonzern in akuten Zahlungsschwierigkeiten stecke. Bis Ende nächster Woche benötige das Unternehmen 31 Mio. Euro, um überhaupt weiterwirtschaften zu können, die Bilanz des Unternehmens müsse möglicherweise um bis zu 400 Mio. Euro wertberichtigt werden. Für 2012 werde ein negatives Ergebnis vor Steuern (EBT) in Höhe von 263 Mio. Euro erwartet.

Hilfe von Mutter oder Tafelsilber-Verkauf

Woher das nun dringend benötigte Geld jetzt kommen soll, ist noch nicht ganz klar: Laut "profil online" legt ein vom Geschäftsführer der Alpine Holding, Johannes Dotter, selbst in Auftrag gegebener Bericht des Wirtschaftsprüfungsnetzwerks KPMG nahe, Tochtergesellschaften oder Geschäftsbereiche zu verkaufen, etwa den auf Photovoltaik und Windenergie spezialisierten Zweig Alpine Energie. Auch die spanische Muttergesellschaft FCC, die mittlerweile 100 Prozent an der Alpine hält, soll frisches Kapital zuschießen, bei Gläubigerbanken sollen längere Tilgungsfristen und zusätzliche Finanzierungen in Höhe von 75 Mio. Euro ausgehandelt werden.

"Es wurden alle notwendigen Schritte zum Umgang mit der schwierigen Situation eingeleitet. Der Eigentümer hat seine volle Unterstützung zugesagt, die Liquidität ist ausreichend gesichert", versuchte das Unternehmen am Mittwochabend in einer Aussendung zu beschwichtigten und teilte mit, dass der "profil"-Bericht nur ein mögliches Szenario beschreibe. Die Alpine Bau GmbH, also das eigentliche Bauunternehmen, hat bei mehr als einem Dutzend Banken 660 Mio. Euro Schulden. Die größten Gläubiger sind Erste Bank, die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich und die UniCredit.

Die Wertberichtigungen, die das Unternehmen nun in die Krise stürzten, sind laut KPMG-Bericht die Folge falsch abgerechneter und gefährdeter Projekte respektive nicht werthaltige Beteiligungen aus der Ära von Dotters Vorgänger Dietmar Aluta-Oltyan. Der Mitbegründer und langjährige Vorsitzende des Alpine-Aufsichtsrates hatte sich erst heuer von seinen letzten Anteilen am Unternehmen getrennt. Dotter hatte zuletzt damit begonnen, das Unternehmen neu auszurichten, auch einige langjährige Manager mussten gehen.

Finger in Osteuropa verbrannt

Ursache für den "Change-Prozess" dürften vor allem die Verluste in einstigen Hoffnungsmärkten sein: Die Alpine hat darum angekündigt, sich Schritt für Schritt aus Ost- und Südosteuropa zurückzuziehen und sich auf die Kernmärkte Österreich, Deutschland, Tschechien und Slowakei zu konzentrieren. Darüber hinaus ist das Umfeld für die Bauwirtschaft zurzeit kein gutes: Die Wirtschafts- und Schuldenkrise bremst derzeit öffentliche Investitionen, die Margen sind gering, der Konkurrenzdruck hoch. In Polen laufen nach der Bau-Euphorie im Zuge der Fußball-EM Rechtsstreitigkeiten, etwa weil der Auftragegeber des von der Alpine miterrichteten Nationalstadions in Warschau Zahlungen zurückhält.

Die Alpine steht seit heuer zu 100 Prozent im Eigentum der spanischen FCC-Gruppe. Der Konzern setzte zuletzt mit 15.300 Mitarbeitern (7.500 davon in Österreich) in 30 Ländern 3,6 Mrd. Euro um, davon wurden mehr als 1,5 Mrd. Euro in Österreich erwirtschaftet. (APA, 11.10.2012)