Bagdad/Wien - Nicht nur die Unterstützung Syriens durch Russland ist den Türken ein Dorn im Auge, auch der riesige Waffendeal, den Moskau soeben mit Bagdad abgeschlossen hat, ärgert Ankara. Die Beziehungen zwischen der Türkei und dem Irak haben sich zuletzt kontinuierlich verschlechtert. Schiitische irakische Politiker drehen nun an der Provokationsspirale, wenn sie sagen, dass ein Teil der in Russland erworbenen Verteidigungssysteme im kurdischen Nordirak aufgestellt werden soll, um auf türkische Luftraumverletzungen - bei der Jagd auf die PKK - antworten zu können. Es ist auch eine Drohung gegen Erbil: Die Kurden wollen ja keine irakische Armee auf ihrem Territorium dulden.

In Bagdad hat großen Ärger verursacht, dass der in Abwesenheit zum Tode verurteilte sunnitische irakische Vizepräsident Tarik al-Hashimi, der in der Türkei im Exil ist, zum AK-Parteitag eingeladen wurde. Auch der Präsident der kurdischen Regionalregierung, Massud Barzani, war dort.

Die russischen Waffenlieferungen an den Irak werden einen Gesamtwert von 4,2 Milliarden Dollar haben, das ist für Moskau das drittgrößte Waffengeschäft seit Ende der Sowjetunion und eine willkommene Infusion für die Waffenindustrie, die Märkte in Libyen und Syrien verloren hat. Die Bekanntgabe des russisch-irakischen Deals konterte Washington mit dem Hinweis, dass der Irak - der mit den USA ein Abkommen zur strategischen Zusammenarbeit hat - US-Waffen im Wert von insgesamt mehr als zwölf Milliarden Dollar erhalten wird. Ende August wurden etwa die letzten von 140 M1A1-Abrams-Panzern geliefert.

Bagdad ringt jedoch mit Washington - das eine bessere Kontrolle des irakischen Luftraums verlangt, um Waffenlieferungen an Syrien zu verhindern - um einen Liefertermin von F-16 Jets. Die Iraker werfen den USA absichtliche Verzögerung vor: Bei den Geschäften mit Saudi-Arabien seien die USA immer pünktlich. Dass sich der Irak nun woanders umsieht - so auch in Tschechien -, ist also auch eine Retourkutsche.

Aus Riad kam Kritik an den US-Waffenverkäufen an den Irak, der von den arabischen Golfländern als enger Verbündeter Irans wahrgenommen wird. Die USA lieferten keine Waffen an die syrischen Aufständischen, weil sie in "falsche Hände" kommen könnten, kritisierte der als saudisches Sprachrohr geltende Leitartikler von Asharq al-Awsat, Tariq Al-Homayed, hätten aber keine Bedenken, der iranischen Marionette Irak die modernsten Geräte zu liefern.

Ein Besuch von Irans Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad in Bagdad steht wieder einmal bevor. Der Irak distanziert sich auch noch immer nicht vom syrischen Regime, dem es gerade Öllieferungen im Wert von 14 Milliarden zugesagt hat. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 12.10.2012)