Martin Schlaff ist ein österreichischer Geschäftsmann mit Osteuropa-Schwerpunkt, der sehr reich ist, weil er weiß, wie man mit den dortigen Geschäftspartnern umgeht - seien es früher KP-Funktionäre, seien es jetzt neureiche Oligarchen. Er stand vor dem U-Ausschuss, weil er 2003 die bulgarische Mobiltel von einem russischen Oligarchen gekauft und mit Riesenaufschlag an die Telekom weiterverkauft hatte. Dabei lieferte Schlaff eine Entschlagungsorgie und ließ sich anmerken, was er von Abgeordneten wie Peter Pilz (Grüne), Stefan Petzner (BZÖ) und Werner Amon (ÖVP) hält. Pilz zitierte eine (in dem Zusammenhang unmaßgebliche) FBI-Akte, Amon stellte eine läppische Frage ("Sind Sie in einer Geheimloge?").

Schlaffs Haltung zu derlei ist die eines Sohnes von Holocaust-Überlebenden, der es in einem Land mit starkem Restantisemitismus zu etwas gebracht hat. Aus ihm spricht der Ermöglicher (immer auch im eigenen Interesse). Schlaff ermöglichte es, dass die Telekom die bulgarische Mobiltel bekam, die sie nicht gut von dem Oligarchen direkt kaufen konnte. Oder: Schlaff hat - als Sozialdemokrat - zu schwarz-blauen Zeiten ermöglicht, dass Israel wieder einen Botschafter schickte. Zu solchen Vorgängen gibt es Begleitumstände, die dann Jahre später plötzlich Thema sind. Der Ausschuss brachte hier wenig Erhellendes. Schlaff am Rande der Arroganz, Petzner/Amon/Pilz am Rande der Feindseligkeit. Kein starker Schluss. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 12.10.2012)