Korruptionssumpf, U-Ausschuss, Telekom-Affäre und auch die - wenn auch noch nicht rechtskräftige - Verurteilung von Kärntens Ex-VP-Chef Josef Martinz. Die ÖVP hat ihr Image erfolgreich ramponiert. Nur in schwarzen Traditionsländern wie Niederösterreich und Oberösterreich ist die Welt noch in Ordnung.

Doch nun überstrapaziert die ÖVP in Oberösterreich ihr selbstinszeniertes Bild einer Macherpartei. So mutiert Landeshauptmann Josef Pühringer alias "Dr. Joe", wie er sich im Wahlkampf 1997 plakatieren ließ, allmählich zum Supermann. Er vertritt nicht nur die karenzierte Bildungslandesrätin Doris Humer, er erledigt auch noch den Job des grünen Umweltlandesrates Rudi Anschober, der wegen eines Burn-outs für mindestens drei Monate ausfällt.

Jüngste Demonstration seiner Machtfülle: Er verordnete die Erweiterung des Vorstands des landeseigenen Spitalsträgers Gespag auf drei Mitglieder, die der Aufsichtsrat sofort brav abnickte. Trotz Spitalsreform, bei der 2,3 Milliarden Euro an Kosten eingedampft werden müssen, einen mit 180.000 Euro dotierten Führungsjob aus dem Boden zu stampfen kann wohl beim Wahlvolk nur schwer auf Verständnis stoßen. Auch im Reformpapier wird mit keiner Silbe erwähnt, dass es für dessen Umsetzung eines weiteren Vorstandes bedarf. Und eines dürfte Pühringer wohl auch übersehen: Stronach und Co. danken bestimmt für derart abgehobenes Agieren alteingesessener Politiker. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 12.10.2012)