Der Hof, die Berge, gleich links ums Eck der Schattengarten und die Riede Löwengang: Neulich im Paradeis, zu finden unter diesem Link.

 

Foto: Harald Fidler

Quinoa zum Aufwärmen, mit Olivenöl aus Lagederscher Ernte noch einmal so gut. Fand ich.

Foto: Harald Fidler

Für einen vegetarischen Patron ganz schön gewaltig, diese Lammstelze. Und ziemlich gut, wiewohl fest, wenn man sie nach Kebabmanier abfitzelt, stört das aber gar nicht.

Foto: harald fidler

Wenn verkosten, dann ordentlich: Lageder (rechts), alte und weniger alte Weine in den nicht gerade wenigen Gläsern, Journalismus und PR gegenüber.

Foto: Harald Fidler

Auch wenn man den Ritten mit der Seilbahn nimmt, braucht es eine ordentliche Jause - zum Beispiel im Pfoshof, eher kein Geheimtipp, aber gut. Der Speck sogar sehr.

Foto: Harald Fidler

So wertvoll wie ein kleines Steak, jedenfalls so ausgiebig: Gerstlsuppe. Yeah.

Foto: Harald Fidler

Die Steinpilztaschen fand der Profi-Esser in unserer Runde in ihrer gesamthaften Weichheit wunderbar. Ich Dilettant brauch's ein bisschen härter, sonst würd ich mich hier ja nicht Woche für Woche der Bastonade der von mir sowieso vergötterten Poster und Posterinnen stellen.

Foto: Harald Fidler

Und, oho, Krapfen mit Kloazn-Birne, hat der Fidler auch gekostet. Einen ganzen halben Krapfen! Schon weil die strenge Runde mir klargemacht hatte: Vierteln gilt nicht. War gar nicht schlecht.

Foto: Harald Fidler

Ein Wohnmobil, das wär's doch. Denk ich jedes Jahr auf dem Weg ins Piemont, für den Winterspeck und für den Weinvorrat für's nächste Jahr. Hinfahren, kosten, kaufen, Platz genug, und vor dem nächsten Programmpunkt ein kleiner Power Nap. Essen gehen, paar Schritte zum Parkplatz zur Verdauung, Zähne putzen, ratzen. Gut, ein bisschen heizen wär nicht schlecht, das wird der Wein schon aushalten ein paar Tage. Und gelegentlich ein Wasseranschluss und -abfluss in der Nähe wohl auch kein Fehler. Aber das tät sich schon finden.

Das Bestienfell im Container

Dann folge ich mit einer Handvoll Journalisten und PR-Leuten dem Herrn Lageder von seiner schmucken Gast- und Kostwirtschaft in Margreid nach Richtung Riede Löwengang (ja, eine dieser Anfütterungsreisen touristischer Natur). Und seh, hinten in seinem gediegenen Schattengarten, einen Container stehen. Mit einer Art grau-weißem Tarnmuster (ich bin von Natur aus nicht sehr farbsicher, nicht nur bei Essensfotos - das Muster symbolisiert Baumrinde). Und Liegestühlen davor. Und drinnen komplettes Jahrhundertwendemobiliar wie aus einem Zimmer des Bozner Hotels Laurin auf Fischgrätparkett. Samt sehr modernem Designerbad. Nur die Räder unten dran fehlen mir halt, falls man mal woanders essen oder trinken will, und eine Zugmaschine, tunlichst B-führerscheintauglich. Aber das kann ja noch werden.

Was, bitte, ist das? Ich lerne: das 101. Zimmer, eine Suite des Parkhotels Laurin, ausgestattet mit Mobiliar aus dem Bestand des Laurin und des kunstmodernen Schwesterhotels Greif (der Teppich etwa stammt aus 109, der "rätselhaften Bestie"). Ein Projekt zum 100. Jahrestag des Laurin anno 2010. Und noch in Betrieb bis 2014. Bespielt von Laurin und Alois Lageders Wirtshaus. Heißt deshalb auch "Laurin Suite@Paradeis". Nutzbar von April bis November, dazwischen könnte ja ich, mit Zugmaschine, B-führerscheintauglich? Nein? Na gut.

Am Sand

So, wie ich nach Magreid gekommen bin, hätten wir jetzt geklärt. Und was gibt's da? 1. den wunderschönen Hof des Paradeis, gewiss auch an schöneren Herbst- und vielleicht gar Wintertagen nutzbar. 2. Lageders eigene biodynamische Weine - ich steh ja sehr auf den Gewürztraminer, nicht allein, weil er den schönen Titel "Am Sand" trägt, und die auch nicht schlamperten, (noch) nicht biodynamischen von Vertragsweinbauern, die noch auf seine an die drei Dutzend Etiketten fehlen. 3. Hansi, legendärer erster Kost- und Kaufbetreuer im Paradeis. Für seinen eigenen Charme. 4. Isst man gar nicht schlecht im Paradeis, aber das hat man ja irgendwie geahnt.

Nun muss man man ein bisschen einschränken: Die gewaltige Lammstelze mit wundercremiger Polenta und durchaus knackigem Schmorgemüse war offenkundig nicht allen ganz recht. Viel blieb übrig, vielleicht, weil das gute Tier schon noch sehr knackig war, schon ordentlich durchzogen zudem. Ich entschloss mich zur Kebab-Technik mithilfe des gewaltigen Knochens, und in dünnen Scheiben fand ich das Teil hervorragend.

Südtiroler Olivenöl

Wär ja auch irgendwie schade, Fleisch zurückzuschicken, wenn der Patron gerade erklärt hat, er isst seit 17 Jahren keines, aus Respekt vor dem Tier, und solange er es nicht aufziehen, betreuen, und auch selbst zur Schlachtung bringen kann. Dann stellt der Ober solche Stelzen vor die Gäste, während der Lageder, durchaus fröhlich, seine Polenta mit Gemüse löffelt. Nein, da heißt's aufessen, wenn das Vieh schon dasteht. Der Fidler muss sich da nicht überwinden.

Ebenso wenig beim Quinoa-Ziegel zum Einstieg, vor allem, wenn Lageder dazu sein hauseigenes Olivenöl auffährt, ja, aus Südtirol, und bisher nur in 50 bis 100 Litern pro Jahr auf der Welt. Mild, rund, gut. Ich hab's ja beim Olivenöl gern auch ein bisschen grüner, kratziger, kantiger, aber das bestätigt vermutlich wieder nur den Dilettanten in mir. Das war jedenfalls nicht die Spur einer Beschwerde. Harmonie hat schon was.

Liebe statt Meran

Und wie kratz ich jetzt die vielen Kurven von Margreid am südlichen Ende der Südtiroler Weinstraße auf den Ritten? Gut, werden Sie sagen: Vorbei an Tramin mit seiner von schicken grünen Traversen umschlungenen Cantina. Vorbei am Kalterer See, auch weintechnisch nicht ganz unbekannt. Vorbei an Eppan, wohin mich unser diensthabender Gastrosoph Martin Wurzer-Berger (journal culinaire) empfiehlt und gerne mitkäme, man muss halt die Renommiergänge auslassen, sagt er. Aber ich heb mir den Herbert Hintner und seine Rose für's nächste Mal auf, endlich mit Meran dann, das ließ sich diesmal nicht mehr unterbringen. Aus Bequemlichkeit musste die Rose passen, aus Liebe Meran.

Ich wollte schließlich auch noch auf den Ritten, auch wenn ich alter Lämmergeier den Bozner Hausberg ja schon ein bisschen kenne. Und eben sehr schätze. Allein der Blick auf den Schlern (auch der kommt das nächste Mal dran). Auf - hoppla - Laurins Rosengarten. Auf Herbstlaubwälder. Und auf ordentlich Speck natürlich, Taschen und Krapfen. Sonst wär's ja nicht der Fidler.

Fidler sieht rot

Monika Hellrigl, Marketing- und Saleschefin des Laurin, wollte mit uns den Pfoshof ausprobieren. Nicht unbedingt ein Geheimtipp, würde ich schätzen. Aber solang man an seinem so sonnigen Tag einen Platz auf der Terrasse bekommt, von der charmantesten aller Kellnerinnen versorgt wird, der ihr Dirndl am allerbesten steht, kann schon einmal wenig schief gehen. Und den etwas gestressten Patron bringt sogar der Fidler einmal zum Lächeln.

Zur Tat, immerhin sind wir eine dreiviertel Stunde gewandert, und das mit einigen respektablen Steigungen, geradezu ein Gewaltmarsch, kann man sagen: Speck, aufgeschnitten, mild, schön. Schüttelbrot dazu, allein schon ein Grund, nächste Woche wiederzukommen (vor allem, wenn man blöderweise vergessen hat, eine Wagenladung mitzunehmen, hält sich ja eh ewig).

Gerstlsuppe und Kloazn

Gerstlsuppe, allein schon ein Hauptgericht in ihrer selchigen Wucht. Hält den Fidler natürlich nicht davon ab, auch noch Pilzravioli zu ordern, liegt ja noch eine halbe Stunde Marsch vor uns bis zur nächsten Station der putzigen Schmalspurbahn. Der Gastrosoph war ziemlich begeistert von den Pilztaschen, mir waren sie insgesamt ein bisschen zu weich, wiewohl sehr anständig im Geschmack.

Und weil die p.t. Kolleginnen und Kollegen mir sehr schlüssig erklärten, dass man die Krapfen vom Pfoshof, Rittner, wenn ich mich jetzt nicht täusche, mit Kloazn, schlechtestenfalls halbieren, aber sicher nicht vierteln darf, hab ich mir noch einen halben Fleck mit Kletzenbirnen genehmigt. Angenehm unsüß muss ich sagen, schön fruchtig-säuerlich die Birne. Ich sag's Ihnen: Ich werd mich schon noch an Desserts gewöhnen. Das kann ja was werden.

PS: Wenn Sie schon in der Gegend sind und am besten grad Frühjahr oder Sommer oder Frühherbst ist: Ab zu Franz Mulser, dem psychedelischsten Filzhut Südtirols, auf die Seiser Alm. Das ist ein Befehl. (Harald Fidler, derStandard.at, 23.10.2012)