Als Plakatmotiv wohl zu explizit für manche Wiener Viertel: die "Blacks, Blanc, Beurs"-Zelebrierung von Pierre & Gilles.

Foto: Leopold Museum / Pierre & Gilles

Wien - Beim Werbesujet des Wiener Leopold Museums für die am 19. Oktober startende Ausstellung "nackte männer von 1800 bis heute", das drei unbekleidete Fußballer zeigt, werden nach Erregungen nun deren Penisse mit Balken überklebt. Man habe zahlreiche Proteste gegen das Foto erhalten, weshalb man sich nun freiwillig zum Handeln entschlossen habe, so ein Museumssprecher: "Wir wollen niemanden verletzen und weder Kinder noch Erwachsene verstören. An sich handelt es sich lediglich - passend zum Thema der Ausstellung - um die künstlerische Darstellung von drei nackten Männern. Wenn manche es nicht ertragen, einen nackten Menschen zu sehen, ist das zu respektieren."

Nach Affichierung der 250 Plakate habe man Reaktionen erhalten, die von "gehirnlos" über "erbärmlich" bis "pornografisch" reichten, berichtete der Museumssprecher. Eine Dame habe sogar gedroht, persönlich zum Pinsel zu greifen und die männlichen Genitalien zu übermalen. Überhaupt hätten mehr Frauen als Männer protestiert, mehrheitlich aus den Bezirken Brigittenau, Floridsdorf und Favoriten.

Das für das Plakat verwendete Sujet ist ein berühmtes, die Arbeit mit dem Titel "Vive la France" vom renommierten französischen Künstlerpaar Pierre & Gilles. Die beiden würdigten mit ihrer Foto-Collage aus 2006 unter Bezugnahme auf den Erfolgslauf der französischen Fußball-Nationalmannschaft der 1990er Jahre die multikulturelle Gesellschaft des Landes, repräsentieren die drei Nackten doch die schwarze, arabische und weiße Bevölkerungsgruppe.

Facebook löschte Eintrag mit Postings

Natürlich sei die Reaktion nicht völlig überraschend gewesen, habe man doch auch bewusst eine Diskussion über die neue Ausstellung initiieren wollen, jedoch sei ebenso klar: "Wir wollen nicht nur provozieren." Auch sei es doch verwunderlich, wenn die reine Nacktheit auf derartigen Widerstand stoße: "Es gibt keine sexuellen Anspielungen, es ist keine Erektion zu sehen."

"Aber wir haben natürlich Verständnis, für jemanden, den das verletzt", unterstrich der Leopold-Sprecher. Deshalb werden nun Balken den Intimbereich schmücken und vor Schulen einige Plakate gänzlich durch ein Sujet des Leopold-Hauskünstlers Egon Schiele ersetzt - das zwar ebenso einen Nackten zeigt, aber eben keine Fotografie. "Offensichtlich ist die Unmittelbarkeit der Fotografie ein Problem." 

Kein Anstoß errege hingegen "Mr Big", eine überlebensgroße, begehbare Akt-Skulptur  im Hof des Museumsquartiert. Diese sei bis dato auch noch nicht beschmiert worden, so der Pressesprecher: "Die wird eher als Kinderspielplatz genutzt."

An einer anderen Front gab es schon ein Problem mit dem Pierre & Gilles-Plakatmotiv: So musste das Leopold Museum bei seinem Facebook-Auftritt eine retuschierte Variante einsetzen, nachdem das ursprüngliche Original vom Unternehmen mitsamt der Postings gelöscht worden war.  (APA, 12.10.2012)