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Bashar al-Assad am Omayyaden Platz in Damaskus - bestellte Aktion?

Foto: reuters/stringer

Abdullah al-Omar hat etwas getan, was vor ihm bereits einige hochrangige Regimemitglieder getan hatten: Nach Jahren innerhalb des syrischen Regimes verließ Omar den engen Zirkel um Präsident Bashar al-Assad - nach eigenen Angaben, als er sah, was mit seiner Heimatstadt Atareb im Norden des Landes geschehen war.

Direkt im Präsidentenpalast Assads befindet sich das Pressebüro des Diktators. Ein 15-köpfiges Team unter der Leitung der langjährigen Regierungssprecherin und Assad-Vertrauten Bouthaina Shabaan sorgt dort laut Omar dafür, dass das Regime auch an der Medienfront all jenen entgegensteht, die sich den Abgang Assads wünschen würden.


So würden Dissidenten und im Zuge des Aufstands desertierte ehemalige Regierungsmitglieder systematisch verunglimpft. Den Assad-kritischen Nachrichtensendern Al-Jazeera und Al-Arabiya, die im gesamten arabischen Raum zu empfangen sind, versuche man ständig regimenahe Experten und Talkgäste zu empfehlen.

Eine weitere Aufgabe von Assads Pressebüro ist laut Omar, durch Kämpfe zerstörte oder verlassene Ortschaften für den Präsidenten zu "präparieren". So würden Parteimitglieder, insbesondere weibliche, und sogar Sympathisanten aus dem Libanon in den entsprechenden Ortschaften versammelt. Sobald der Präsident zur "Besichtigung" kommt, sorgen diese für die richtigen Bilder und eine gute Atmosphäre.

Al Aleppia TV

Zur Untermauerung seiner Behauptungen weist Omar auf Fotos auf seinem Handy hin, die ihn unter anderem mit dem iranischen Botschafter in Damaskus und dem Hamas-Chef Khaled Mashaal zeigen. Omar selbst habe nach dem Ausbruch der Rebellion im Frühjahr 2011 den Auftrag bekommen, einen eigenen "unabhängigen" Kanal in der heute umkämpften Wirtschaftsmetropole Aleppo zu betreiben.

Al Aleppia TV hätte dafür sorgen sollen, dass der Aufstand diskreditiert und die Motive desertierter Offiziere der syrischen Armee angezweifelt werden. Der Kanal war kein großer Erfolg, da er lediglich einen Livestream via Internet bot - und wurde bald von den Ereignissen in und um Aleppo eingeholt.

300 Wohnungen für Assad-Clan in Russland

Über die konkrete Situation in Syrien und die Absichten Assads selbst hatte Omar zuvor behauptet, er habe den Präsidenten im Palast in großer Unruhe erlebt und kaum noch lächeln gesehen. Aufsehen erregt hatte Omars Aussage, Assad lasse für sich, seine Familie und treu ergebene Mitarbeiter des Regimes 300 Wohnungen in Russland vorbereiten. Das hatte der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi umgehend dementiert.

Währenddessen ist Assad weiter an der Medienfront aktiv. Zuletzt gab er der türkischen Zeitung "Aydinlik" ein Interview, in dem er dem Vorwurf begegnete, er unterstütze die PKK oder überlasse ihr gar schwere Waffen. Außerdem seien viele der getöteten Rebellen gebürtige Türken. Vor dem Interview hatte Assad sich noch mit dem Parlamentsabgeordneten Refik Eryılmaz von der türkischen Oppositionspartei CHP getroffen. (Rusen Timur Aksak, derStandard.at, 12.10.2012)