Hamburg/Athen - Die Gläubiger Griechenlands unterstützen einem Bericht zufolge die Forderung Athens nach einem Aufschub für neue Sparmaßnahmen. Die Gruppe aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und IWF habe die Euro-Finanzminister in der vergangenen Woche gebeten, Griechenland zwei Jahre mehr Zeit für das Erreichen der vereinbarten Sparziele zu erreichen, berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner neuen Ausgabe. Griechenland muss neue Sparmaßnahmen in Höhe von 13,5 Milliarden Euro vorlegen, damit die Eurostaaten und der IWF eine neue Tranche Hilfsgeld in Höhe von 31,5 Milliarden Euro freigeben.

Athen begründet die Forderung mit dem massiven Einbruch der Wirtschaft in Folge der vielfachen Sparrunden in dem Land. IWF-Chefin Christine Lagarde unterstützt dies. Durch einen Aufschub der Sparmaßnahmen würden allerdings neue Kosten anfallen - weshalb unter anderem Deutschland die Idee bisher ablehnt. Laut "Spiegel" würde ein Aufschub 30 Milliarden Euro kosten, die Regierung in Athen beziffert die Kosten auf 12 Milliarden Euro. Notwendig wäre in jedem Fall ein Schuldenschnitt, bei die Steuerzahler der anderen Eurostaaten auf Geld verzichten müssten, oder ein neues Hilfspaket - was schwer durchsetzbar ist.

Griechenlands Ministerpräsident Antonis Samaras sagte der Zeitung "Kathimerini" vom Sonntag, ein neues Sparpaket könne von Parlament "binnen Tagen" nach dem EU-Gipfel am 18. Oktober verabschiedet werden. Bis zum 18. Oktober soll seinen Angaben zufolge die Einigung mit der Troika stehen. 

Troika uneins bei Sparziel

Laut "Spiegel" ist sich die Troika aber uneinig, was den Schuldenstand Griechenlands betrifft. Ursprünglich war vereinbart worden, den Schuldenstand bis zum Jahr 2020 auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu senken. Griechenland wird das Ziel wegen der schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung aber auf jeden Fall verfehlen, wie das Magazin unter Berufung auf interne Troika-Berechnungen berichtete. Die Geldgeber seien nun uneins darüber, wie hoch die Abweichung ausfallen werde.

So sagt der IWF dem "Spiegel" zufolge für 2020 einen Schuldenstand von mindestens 140 Prozent voraus. Die EZB habe ähnliche Werte errechnet. Nur die EU-Kommission schätzt die Lage dem Magazin zufolge optimistischer ein und kommt auf einen Schuldenstand von 128 Prozent 2020. Der Bericht ist Grundlage für die Entscheidung zur Auszahlung der von Griechenland dringend benötigten Kredittranche von 31,5 Milliarden Euro. (APA, 14.10.2012)