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Florence Lamblin, Vizebürgermeisterin des 13. Bezirks in Paris, trat zurück. F.: Ngoc

Foto: APA/EPA/Laurent

Die französischen Medien sprechen von einer "gigantischen" Geldwäschereiaffäre. Die Polizei ermittelt gegen 17 Personen in Frankreich und gegen drei in der Schweiz. Zu den Verdächtigen zählt neben zahlreichen betuchten Parisern auch eine Politikerin: Florence Lamblin, Vizebürgermeisterin und Vertreterin der grünen Partei EELV im Pariser Stadtparlament.

Neun Personen wurden verhaftet, Lamblin blieb - wie sieben weitere Verdächtige - auf freiem Fuß. Die 43-jährige Architektin legte ihr Amt am Samstag nieder, bestreitet aber jede Verwicklung.

Der Geldwäschering soll allein seit März 40 Millionen Euro - gleichbedeutend mit dem Absatz von acht Tonnen Haschisch - über private Mittelsmänner "gesäubert" haben und seit Jahren aktiv gewesen sein. In Frankreich stellten die Ermittler an mehreren Orten Pistolen, Geldzählmaschinen, Goldbarren sowie eine Million Euro in bar sicher. In Genf fand die Polizei ähnlich viel Bargeld, dazu Schmuck und 160 Luxusuhren.

Das Cannabis gelangte offenbar von Marokko aus an zwei Umschlagplätze im Großraum Paris; von dort wurde ganz Nord- und Ostfrankreich beliefert. Gut situierte Personen, darunter ein prominenter Pariser Anwalt, sowie Ärzte, Architekten, Kunsthändler und Ingenieure sollen das Drogengeld dann zur freien Verfügung erhalten haben und die Rückzahlung von ihren Bankkonten in der Schweiz auf anonyme Offshore-Konten vorgenommen haben.

Lamblin ließ durch ihren Anwalt verlauten, sie sei "hereingelegt worden". Sie habe zwar von einem Genfer Bankkonto aus 350.000 Euro nach Paris überweisen lassen. Dabei habe es sich aber um vererbtes Familienvermögen gehandelt, das seit 1920 auf dem Konto gelegen habe. Lamblin habe sich durch jemanden in Finanzfragen beraten lassen, der sie an einen der Geldwäscher vermittelt habe, mit dem sie einmal gesprochen habe.

Der Finanzberater soll einer Genfer Finanzgesellschaft angehören, bei der einer der Verhafteten arbeitete. Der andere, sein Bruder, war bei der Genfer Niederlassung der Privatbank HSBC tätig. Beide Financiers sollen durch gute gesellschaftliche Kontakte hochrangige Kunden aus Paris angezogen haben.

Den Rücktritt Lamblins hat ihr Vorgesetzter Jérôme Cousset, Bürgermeister des 13. Pariser Stadtbezirks, verlangt und durchgesetzt. Die bürgerliche Opposition hat eine Verbindung zwischen dem Fall und der "permissiven" Drogenpolitik der Grünen hergestellt. Lamblins Anwalt erklärte, seine Klientin habe sich - wenn überhaupt - höchstens der Steuerflucht schuldig gemacht. (Stefan Brändle aus Paris /DER STANDARD, 15.10.2012)