Düsseldorf - Der Handelskonzern Douglas wird künftig von einem Finanzinvestor beherrscht. Advent International will zusammen mit der Douglas-Gründerfamilie Kreke den Kurs beim Hagener Traditionsunternehmen mit seinen Douglas-Parfümerien, Christ-Schmuckhandlungen und den Thalia-Buchläden bestimmen. Damit endet ein monatelanges Gerangel zwischen der Gründerfamilie und den Großaktionären Oetker und Müller über die Ausrichtung des mit 1,5 Mrd. Euro bewerteten Konzerns.
Douglas-Chef Henning Kreke räumte ein, in der Vergangenheit habe es "Unruhe in unserem Aktionärskreis gegeben." Mit Advent habe Douglas nun "den idealen Partner" gefunden, sagte Kreke. Ziel sei es, den vor über 60 Jahren gegründeten Handelskonzern mit seinen 24.000 Beschäftigten in eine stabile Eigentümerstruktur zu überführen, strategisch weiterzuentwickeln und auf nachhaltiges, profitables Wachstum auszurichten.
Kartellrechtliche Genehmigung noch offen
Advent bietet jedem Douglas-Aktionär 38 Euro pro Anteilsschein. Gesichert habe sich die Beteiligungsgesellschaft bereits 50,5 Prozent der Anteile. Voraussetzung für eine Übernahme sei aber neben der kartellrechtlichen Genehmigung, dass Advent mindestens 75 Prozent der Aktien angedient werden.
Die Gründerfamilie Kreke wie auch die Großaktionäre Oetker und der Drogeriekettenbetreiber Müller hätten bereits vertraglich zugesichert, das Offert anzunehmen. Oetker und Müller halten derzeit zusammen etwa 37 Prozent an Douglas, die Familie Kreke kommt auf mehr als zwölf Prozent. Aus Finanzkreisen erfuhr Reuters, von der Bank Sarasin, die gut elf Prozent hält, gebe es ebenfalls Verkaufssignale. Am Ende der Transaktion soll die Familie Kreke 20 Prozent an der neuen Douglas-Eigentümerholding halten, Advent die restlichen 80 Prozent.
An der Börse hatten in den vergangenen Wochen bereits Übernahmespekulationen den Aktienkurs in die Höhe getrieben. Am Montag kletterten die im Nebenwerteindex MDax notierten Papiere um knapp acht Prozent auf 37,50 Euro. Da der Kurs unter den gebotenen 38 Euro liegt, spekulieren einige Börsianer auf eine Erhöhung der Offerte. Dies schloss Advent aber aus. Analyst Wolfgang Vasterling von der NordLB sagte, der Übernahmepreis erscheine angesichts der schweren Probleme bei der Buchhandelskette Thalia als fair. "Wir empfehlen daher die Annahme des Abfindungsangebots."
Die neuen Eigentümer wollen Douglas so schnell wie möglich wieder in die Gewinnzone führen. Knackpunkt ist dabei die schwächelnde, mit der Konkurrenz aus dem Internet kämpfende Buchhandelskette Thalia: "Die Restrukturierung und strategische Neuausrichtung des Buchgeschäfts werden die Partner mit Nachdruck fortsetzen, um die Sparte zukunftsfähig zu machen", erklärte Advent. In Finanzkreisen gilt ein späterer Verkauf von Thalia als nicht ausgeschlossen.
Abschied von der Börse?
Die Familie von Vorstandschef Kreke hatte Anfang des Jahres angekündigt, mit Hilfe eines Finanzinvestors ihren Einfluss auf Douglas ausbauen zu wollen. Der Drogeriekettenbetreiber Erwin Müller, der 2009 bei Douglas eingestiegen war, hatte zuvor mit der Aufstockung seiner Anteile auf 10,81 Prozent für einigen Wirbel gesorgt. Zudem hätte er über Aktienoptionen seinen Anteil um weitere 15 Prozent und damit auf eine strategisch wichtige Sperrminorität von 25 Prozent ausbauen können. Finanzkreisen zufolge wollte Müller Kasse machen, da er sich mit Schweizer-Franken-Geschäften verspekuliert haben soll. Auch dem Oetker-Konzern dürfte das Angebot nicht ungelegen kommen, kämpft er doch mit Problemen bei seiner Reederei Hamburg Süd, der größten deutschen Reederei in Privatbesitz. Die beiden Großaktionäre lehnten einen Kommentar ab.
Nach über 40 Jahren könnte Douglas nun bald vom Kurszettel der Frankfurter Börse verschwinden. Voraussetzung für ein Herausdrängen der Kleinaktionäre wäre eine Annahmequote von mindestens 90 Prozent. Ein Delisting sei aber per se nicht das Ziel der Übernahme, sagte der Frankfurter Advent-Geschäftsführer Ranjan Sen. Advent rechne bis Jahresende mit der Genehmigung durch die Kartellbehörde und dem Erreichen der Übernahmeschwelle. "Wenn das schneller gehen sollte, würde es uns freuen," betonte Sen. (APA/Reuters, 15.10.2012)