Wien - Nach der FPÖ ist nun auch im blauen Wirtschaftsverband ein Richtungsstreit entbrannt. Den Anlass gab Helmut Haigermoser, Chef des Ringes Freiheitlicher Wirtschaftstreibender (RFW). Er meinte in den SN, dass der RFW die Beziehungen zur FPÖ "einfrieren" könnte. Die FPÖ habe inhaltlich "abgedankt" und jede Wirtschaftskompetenz verloren.

Unterstützt wird er seit Mittwoch vom Vorarlberger RFW-Landesobmann Fritz Amann, "wobei ein Einfrieren des Drahtes beziehungsweise die Drohung der Abspaltung derzeit noch zu weit geht". Sollte sich die FPÖ weiter in Richtung Arbeiterpartei bewegen, so werde eine konstruktive Zusammenarbeit sicher auf eine harte Probe gestellt. Verbrüderungstendenzen mit der Gewerkschaft wie vom Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider in letzter Zeit praktiziert, hätten "zu berechtigtem Unmut im RFW geführt".

Davon will allerdings der Kärntner RFW-Chef Albert Gunzer nichts wissen. "Ich weiß nicht, wovon die beiden sprechen", ärgerte er sich. In Kärnten funktioniere die Zusammenarbeit zwischen dem RFW und den Spitzenrepräsentanten der FPÖ, Jörg Haider und dessen Stellvertreter Karl Pfeifenberger, bestens.

Über die Konflikte mit der Bundes-FPÖ und den Machtkampf zwischen Herbert Haupt und Jörg Haider schweigen sich die Kärntner Blauen derzeit lieber aus. Ein Grund dafür wird hinter vorgehaltener Hand kolportiert: Soll es doch ausgerechnet der Kärntner FPÖ-Chef Martin Strutz gewesen sein, der beim Vorstand am Samstag auf eine Abstimmung über den Parteichef gedrängt hat. Eine Taktik, die offenbar nach hinten losging: Sprach sich doch die deutliche Mehrheit im Vorstand für Haupt aus.

Und Haupt hat als Parteichef in den nächsten Tagen einiges zu tun: Die Tiroler FPÖ will ihn als Schlichter im Kampf um Listenplätze für die Landtagswahl, zudem ist Obmann Willi Tilg umstritten. Tilg-Gegner rufen sogar nach einem außerordentlichen Landesparteitag. Und am Sonntag ist Haupt in Niederösterreich am Landesparteitag, auf dem Barbara Rosenkranz zur neuen Parteichefin gewählt werden soll. (red/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.7.2003)