Chulpan Khamatova in einer Szene aus "Good bye, Lenin!"

Foto: Filmladen
Wien - In Luna Papa träumte sie davon, einmal im Theater von Samarkand Shakespeare spielen zu dürfen: eine junge Frau aus einem Provinznest, dargestellt von Chulpan Khamatova. Mit dem Film wurde sie auch im Westen bekannt. Das brachte ihr unter anderem die Rolle der Aushilfsschwester Lara in Good bye, Lenin! ein. Daraufhin wurde der Regisseur Michael Sturminger auf sie aufmerksam.

Er flog nach Moskau, um sie auf der Bühne zu sehen, und engagierte sie zunächst für den noch nicht fertig gestellten Film Ozren (Hurensohn) und danach für sein laufendes Theaterprojekt in Perchtoldsdorf: Chulpan Khamatova wird dort Shakespeare spielen. Für die 1975 in Kazan geborene Tatarin ist es ein nächster, logischer Schritt in einer erstaunlichen Karriere:

In vier Ländern stand sie bereits auf großen und kleinen Bühnen und vor der Kamera. Nun stellt sie die Viola in Was ihr wollt dar, eine reizvolle Doppelrolle, für sie erstmals live auf Deutsch und keine kleine Aufgabe. "Also egal ist das nicht", sagt Khamatova. "Es ist schwer auf der Bühne, im Kino das geht irgendwie", man brauche nur oft genug proben, dann klappe die Einstellung schon. Bei Shakespeare komme je nach Sprache noch eine ganz andere Logik dazu. "Auf Russisch geht der Sinn eines Satzes oft in eine andere Richtung als im Deutschen, allein schon wegen der anderen Betonung."

Die Viola ist zudem eine Doppelrolle, sie spielt bzw. simuliert verkleidet auch den Cesario. Wenn dann ihr verloren geglaubter Bruder, wie sie aus einem "fremden Land", auf die Bühne kommt, spricht er mit einem ähnlichen Akzent wie Khamatova: Regisseur Sturminger will auf diese Weise den Exotismusfaktor der Geschwister für das Stück fruchtbar machen.

Den deutschen Text bringt sie sich selber in harter Heimarbeit bei, die Zusammenarbeit mit Moritz Bleibtreu in Luna Papa war weniger entscheidend bei ihrer Sprachaneignung - "das wurde nur für die Presse gesagt". Abgesehen davon ist es ihr "ziemlich egal", wo sie arbeitet, am liebsten "dort, wo es ein gutes Stück und gute Regie gibt".

Abzuwarten bleibt, ob sie auf der Perchtoldsdorfer Bühne auch die lakonisch-witzig-absurde Haltung ausstrahlen wird, zu der einem - vielleicht nicht zufällig russische - Autoren wie Daniil Charms, Ilf & Petrov oder Bulgakov einfallen. "Das wäre", findet sie jedenfalls, "ein großes Kompliment für mich."

Hat sie schon früher an Shakespeare-Rollen gedacht? "Ja. Ich mag Viel Lärm um nichts, und ich habe auch schon die Julia in der Moskauer Theaterakademie gespielt." Vor vier Jahren hatte sie eine Einladung von Peter Stein, die Ophelia im Hamlet zu mimen. Sie probte auch schon mit ihm - "das war super!" -, sagte aber dann doch ab. Zugunsten von Luna Papa . (DER STANDARD, Printausgabe, 3.7.2003)