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Beim Quietschen von Kreide auf einer Tafel würden viele Menschen am liebsten die Ohren zuhalten.

Foto: AP/Bernd Kammerer

Washington - Das Quietschen von Kreide auf einer Tafel oder das Kratzen eines Messers auf Glas empfinden viele Menschen als extrem unangenehm. Warum das so ist und was dabei im Gehirn geschieht, haben jetzt britische und deutsche Forscher aufgeklärt: Mithilfe von Hirnscans stellten die Wissenschaftler fest, dass vor allem Töne zwischen 2.000 und 5.000 Herz - das entspricht einem hohen Piepen - ein Alarmsignal im Gehirn auslösen. In dieser Tonlage liege auch hohes Kreischen und Schreien, das in der Natur oft eine Gefahr anzeige, berichten die Forscher im Fachmagazin "Journal of Neuroscience".

Die Wahrnehmung solcher Töne löse ein Alarmsignal im Gehirn aus. Dieses mache unser Hörzentrum noch sensibler gegenüber dem potenziell Gefahr anzeigenden Laut und verursache gleichzeitig instinktiv negative Gefühle: Wir zucken zurück, bekommen vielleicht sogar eine Gänsehaut und würden uns am liebsten die Ohren zuhalten.

Die Amygdala schaltet sich ein

"Bei dieser Reaktion setzt etwas sehr Primitives ein", erklärte Erstautor Sukhbinder Kumar von der Universität Newcastle, der die Arbeiten gemeinsam mit Kollegen vom Wellcome Trust Centre for Neuroimaging in London und vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig durchgeführt hat. Bei den von uns als unangenehm empfundenen Tönen schalte sich direkt das für Emotionen zuständige Hirnzentrum ein, die Amygdala. Sie übernehme dann die Steuerung der Hörrinde und beeinflusse direkt unser Empfinden beim Hören solcher hochfrequenter Quietschtöne.

Die neuen Erkenntnisse könnten nach Ansicht der Forscher auch zur Klärung der Frage beitragen, warum beispielsweise Menschen mit Migräne oder Autismus oft besonders geräuschempfindlich sind. Möglicherweise reagiere die Amygdala bei ihnen besonders stark und löse so verfrüht die Abwehrreaktion und Überempfindlichkeit aus. (APA, 15.10.2012)