Soll Heinz-Christian Strache eine Plattform für seine polarisierenden Meinungen bekommen? Wenn ja, welche und wie sollen sich die Medien verhalten, speziell dann, wenn Strache zu einer Diskussionsveranstaltung kommt, draußen vor der Tür dagegen demonstriert wird (derstandard.at hat darüber berichtet)?

"Toleranz gegenüber Intoleranz ist schwierig", ja tatsächlich, dieses Zitat von HC Strache selbst (er bezieht es auf "den Islam") drückt eigentlich schon aus, in welchem Dilemma die österreichische Gesellschaft im Umgang mit ihren rechten Parteien steckt. Wie viel Toleranz gegenüber intoleranten rechten Parteien ist notwendig?

Berichterstattung über Intoleranz

Die Zeitung DER STANDARD beantwortet diese Frage so: HC Strache wird ebenso eine Bühne gegeben, wie auch den anderen Spitzenpolitikern, sich im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung vor Jugendlichen zu präsentieren. Dies ist aber nicht Teil von "Toleranz gegenüber Intoleranz". Toleranz bedeutet meiner Meinung nach nicht "Bühne geben", sondern "zulassen". Und "zulassen" berechtigt zum aktiven Kampf und Protest gegen Intoleranz.

Ich persönlich hätte vom Standard in seiner Berichterstattung über seine eigene Veranstaltung (!) mehr erwartet. Ein entschiedenes Statement der Autoren, bzw. des Blattes gegen HC Strache und Rechtspopulismus und nationalistische Parolen. Denn durch eine neutrale Berichterstattung wird Rechtsextremismus zur Normalität im politischen Diskurs. Ein Zitat wie "Toleranz gegenüber Intoleranz ist schwierig", von HC Strache darf auf keinen Fall unkommentiert bleiben, sonst funktioniert die rechtspopulistische Propaganda noch. Und auch seine Meinung zum Islam wird in dem Artikel einfach so unkommentiert gelassen. Dies ist meiner Meinung nach fatal.

Gewaltbereite Demonstration oder friedlicher Flashmob?

So hat der Standard fast schon despektierlich über den Flashmob berichtet, an dem ich teilgenommen habe. „200 maskierte Demonstranten begleitet von 50 Polizisten" hätten bereits auf HC Strache gewartet. Das hört sich an als wäre es eine linksautonome, gewaltbereite und irgendwie schlechte Sache gewesen. Dass dies so nicht stimmt, lässt sich auf dem vom Standard selbst abgedruckten Bild leicht ersehen. Schilder mit der Aufschrift „Hier ist Raum für Vielfalt und Solidarität" bildeten die Botschaft einer friedlichen Menschenmenge, die diese Botschaft HC Strache mit auf den Weg geben wollte. Dies ist meiner Meinung nach die richtige Art mit Rechtspopulist_innen umzugehen: Ihnen ein Zeichen entgegenzusetzen für wahre Toleranz, für Vielfalt und für Solidarität.

Die FPÖ verbieten?

An dieser Stelle ist Selbstkritik durchaus zu üben: Teile der Teilnehmenden des Flashmobs versuchten mit dem Slogan „Nieder mit der FPÖ" Stimmung gegen eine Partei zu machen, die für mich leider nur Symptom einer in Teilen unterschwellig latent xenophoben Gesellschaft ist. Teil von Toleranz ist es eben auch Intoleranz zu tolerieren, nicht zu verbieten. Aber Toleranz bietet die Möglichkeit zu Gegenwehr und Protest. Dass die FPÖ in Österreich leider eine etablierte Partei mit hohen Umfragewerten ist, ändert daran nichts. Es ist die Aufgabe von uns allen in der österreichischen Gesellschaft, inklusive des Standard, uns für ein solidarisches, vielfältiges und tolerantes Österreich einzusetzen, das sowohl Platz für muslimische Mitbürger_innen wie für die FPÖ hat. (Leserkommentar, Joschka Köck, derStandard.at, 19.10.2012)