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FWF-Chef Kratky: Wenige, gute Zeitschriften fördern.

Foto: APA/Pfarrhofer

Der Wissenschaftsfonds FWF will die Gründung von Open Access-Fachzeitschriften im Bereich Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK) fördern. Dazu haben FWF und Wissenschaftsministerium eine Anschubfinanzierung über 500.000 Euro vorgestellt. Mit Open Access soll der freie und kostenlose Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen im Internet ermöglicht werden.

Der Open-Access-Experte des FWF, Falk Reckling, bezeichnete die Initiative als "Experiment", man folge damit einem Beispiel aus den Niederlanden. Gefördert werden sollen ausschließlich hochqualitative Initiativen, gleich ob Neugründungen oder neue Open-Access-Initiativen bestehender Publikationen.

Geplant ist ein zweistufiges Verfahren: Um die Nachfrage zu prüfen, können bis Anfang April 2013 Interessensbekundungen abgegeben werden. Im FWF rechnet man zwischen 20 und 100 Interessenten. Wenn es weniger Anträge gebe, sei dies kein Schaden, solange es gute seien, meint FWF-Chef Christoph Kratky. Nach Begutachtung soll Mitte Mai dann die Einladung für Vollanträge erfolgen, eine Entscheidung Ende kommenden Jahres fallen.

Die Anschubfinanzierung beträgt 50.000 Euro für maximal drei Jahre, bei besonders hohen, innovativen Standards kann sie bis auf 100.000 Euro steigen. "Wir werden sicher nicht Dutzende Zeitschriften fördern, das wird sich auf sechs bis sieben beschränken - wenn wir das erreichen, war das Experiment ein Erfolg", sagte Kratky. Man lege besonderen Wert auf Qualität, etwa ein Herausgeber-Gremium ("Editorial Board") mit international anerkannten Experten oder Indizierung in den wichtigsten Datenbanken. Kratky hält das "Editorial Board" für den "Knackpunkt". "Wenn eine charismatische Persönlichkeit aus Österreich ein paar internationale Kapazunder einlädt und die mit ihrem Namen für die Qualität stehen, dann kann's etwas werden".

Zudem müsse die finanzielle Gebarung nach der Anschubfinanzierung sichergestellt sein, entweder durch eine Forschungseinrichtung oder einen Businessplan. Kratky verwies darauf, dass eine renommierte Zeitschrift auch das Renommee einer Universität hebe, "Oxford oder Harvard University Press sind leuchtende Marken, die auch auf ihre Institution zurückstrahlen".

Für die Leiterin der Forschungssektion im Wissenschaftsministerium, Barbara Weitgruber, soll mit der Initiative auch die heimischen GSK eine "Internationalisierung erfahren" und der Wissenschaftsstandort gestärkt werden. "Wir werden damit kein Nature oder Science der GSK schaffen", sagt Reckling, derzeit würde aber im GSK-Bereich zu wenig international und zu wenig qualitätsgesichert publiziert.

In Österreich gibt es derzeit laut Reckling rund 260 wissenschaftliche Zeitschriften, etwa 60 Prozent davon aus dem GSK-Bereich. In bibliometrischen Datenbanken indiziert und damit mit Impact-Faktor versehen sind allerdings nur 45 bis 50 Zeitschriften, etwa die Hälfte davon aus dem GSK-Bereich und etwa sechs bis sieben "sehr renommiert". Drei davon erscheinen Open Access. (DER STANDARD, 17. 10. 2012)