Foto: PhotoDisc

Pro: Danke, Mark!
Von Gianluca Wallisch

Ich geb's zu: Ich musste mir erst wieder in Erinnerung rufen lassen, was ein "Bleistifttermin" ist: eine Vereinbarung nämlich, die noch nicht gaaaanz fix ist und vorsorglich nicht mit Kuli im Kalenderheftl oder Filofax vermerkt wird.

Als blindwütiger "early adopter" in Sachen Smartphone kannte ich das gar nicht mehr, doch ich bin ab sofort begeistert davon! Diese Praxis (in der Elektrovariante böte sich eine spezielle Schriftfarbe an) ist DER Lebensretter!

"Fahren wir am Freitag zur Poldi-Tant'?" - "Uiiii, furchtbar gern, aber ich muss da dringend zu dieser Vernissage." - "Aber für das Maturatreffen hast schon Zeit?" - "Mega-Uiiiiiii! Da ist dieses Barcamp, weißt eh, dieses (räusper) hochinteressante Twitteranten-Treffen. Da muss ich hin, tut leid."

Plötzlich ist man froh darüber, dass man nicht aufgepasst hat beim Update des Betriebssystems und dass Facebook seitdem den eigenen Kalender ständig mit erratischem Terminmüll zuspammt. Hätte ich auch nie geglaubt, dass ich das jetzt sage: Danke, Mark Zuckerberg, danke, danke, danke!

Kontra: Lückenbüßer
Von Luise Ungerboeck

Mit Bleistift zu schreiben ist eine feine Sache. Man kann Fehler produzieren, die der Radierer ungeschehen macht, und sich alles immer wieder neu ausdenken. Zumindest theoretisch. Denn in der Praxis haben wir den Grafitstift damals so fest ins Schulheft gedruckt, dass echte Gravuren entstanden sind. Und die konnte der beste Radierer nicht wegmachen, sie waren drei Seiten weiter noch problemlos lesbar.

Mit Bleistiftterminen ist es ähnlich. Zwar gravieren wir heute nicht mehr, sondern gleiten übers Papier, aber diese Termine sind im Nu entfernt. Allerdings ist auch das Theorie. In Wahrheit ist es doch so: Wer einen Bleistifttermin fixiert, meint es nicht ernst mit seinem Date. Im Gegenteil. Dieser Mensch gibt offen zu, dass er nur auf ein attraktiveres oder zahlungskräftigeres Gegenüber wartet. Tritt ein solches in Erscheinung, kommt der Radi, dann der Kuli, dann der feige Anruf oder die schnöde Mail: Leider, leider, ein Bürotermin ist dazwischengekommen. Zurück bleibt das einprägsame Gefühl, nur Lückenbüßer gewesen zu sein. (Rondo, DER STANDARD, 19.10.2012)