Bregenz - Zwei Enthüllungen gab es am Mittwoch in Bezug auf das neue "vorarlberg museum": Zum einen fiel das Baunetz und eröffnete so den Blick auf die Fassade mit Betonblüten, zum zweiten bot Landesmuseumsdirektor Andreas Rudigier bei einem Pressegespräch im noch unfertigen Museum eine Vorschau auf die fünf Ausstellungen für die Wiedereröffnung im Juni 2013. Laut der zuständigen Landesrätin Andrea Kaufmann liegt der Umbau zeitlich und budgetär im Plan.
Direktor Rudigier sprach vom Museum als einem "Fels in der Brandung" und einem "Ort, wo sich Gegenwart und Vergangenheit treffen". Für die drei Ausstellungsebenen im zweiten, dritten und vierten Geschoß kündigte Rudigier fünf Ausstellungen für 2013 an. Unter dem Arbeitstitel "Buchstäblich Vorarlberg" entsteht im zweiten Obergeschoß eine Sammlungsschau aus 26 alphabetisch geordneten Objektgruppen, den Anfang macht "A - wie angelicamad" mit einer Reihe von bisher nicht gezeigten Stichen der Malerin Angelika Kauffmann. Von 21. Juni 2013 bis 7. Jänner 2014 wird im dritten Obergeschoß die vom Wiener Völkerkundemuseum erstellte Ausstellung "African Lace" über für den afrikanischen Markt produzierte Vorarlberger Stickereien für das Ländle adaptiert. Auf derselben Etage widmet sich das "vorarlberg museum" unter dem Titel "so oder so ähnlich ..." den archäologischen Funden aus der Römerzeit, "eine Ausstellung zum Begreifen", so Rudigier.
Eine kritische Reflexion über die Landesgeschichte will man im vierten Obergeschoß mit der sich stetig verändernden Ausstellung "Vorarlberg Erzählungen" wagen. Hier solle die Konstruktion des Landes, Fragen zu Identität, Konflikten, Geschlechterrollen und Beziehungen zu außen thematisiert werden. Eine Reise zu den Vorarlberger Klangwelten unternimmt ebenfalls auf der vierten Etage die Schau "Das Land hören" aus dem Format "Sichten", die sich nicht nur mit der Musik, sondern auch mit historischen Tondokumenten, Dialekt und Naturgeräuschen beschäftigt.
"Kultur am Bau"-Projekt
Noch sei das "vorarlberg museum" mit einer Bausumme von 34 Mio. Euro die größte Hochbaustelle des Landes, man sei aber auf der Zielgeraden, so Kaufmann. Im Dezember soll der Ausbau abgeschlossen sein. Einen Vorgeschmack bot die nun enthüllte Fassade, die von dem Südtiroler Künstler Manfred Alois Mayr und dem Schweizer Baukünstler Urs B. Roth im Rahmen eines "Kultur am Bau"-Projekts gestaltet wurde. 16.656 Abdrücke von 13 handelsüblichen PET-Flaschenböden ragen in scheinbar zufälliger Anordnung aus der ansonsten glatten Fläche. Von der Ferne nur als Punkte wahrnehmbar, erhält man aus der Nähe den Eindruck von Betonblüten, die aus der Fassade sprießen.
Für Mayr bilden die Flaschenböden ein Zeichen unserer Alltagskultur, verweisen aber auch auf massenhaft produzierte Keramiken antiker Kulturen. Roth entwarf für die Anordnung der Böden eine an die Fibonacci-Folge angelehnte Reihung, eine "fantastische Aufgabe". "Die neue Fassade sollte wie die stark strukturierte, klassizistische Fassade der ehemaligen Bezirkshauptmannschaft Licht- und Schattenspiele aufweisen", so Anton Nachbaur-Sturm vom Architekturbüro Cukrowicz Nachbaur über die Verbindung von Neu- und Altbau. Über eine einheitliche Farbgestaltung soll das Ensemble zu einem Solitär verschmelzen und wie ein Monolith wirken. (APA, 17.10.2012)