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Blaues Kapperl und recht blauäugig: Niki Lauda trug das Logo der Money Service Group spazieren, der Kapperl-Sponsor blieb ihm aber das Geld schuldig und verkaufte Lauda eine faule Anlage.

Foto: APA/Juergen Feichter

Vaduz - Man habe sich beim Grand Prix in Abu Dhabi kennengelernt, im Herbst 2010. Seidl sei dort als Sponsor aufgetreten, "wir sind über Sponsoring ins Gespräch gekommen", gibt Niki Lauda zu Protokoll. Kurz darauf wurde man im Imperial in Wien handelseins: Vierjahresvertrag, jährlich 1,2 Millionen fürs Kapperl, in drei Raten. 400.000 davon, eine Rate, hat Lauda bekommen.

Über die Money Service Group (MSG) habe er nichts gewusst. "Im Café oder in der Lobby" habe er nachher Seidl gefragt, "was die denn so machen, wie viel sie schon veranlagt haben". Die Antwort, eine Milliarde Euro, habe ihn überzeugt. Geglaubt habe er auch, dass Seidl aus einer reichen deutschen Familie stamme. Geärgert habe er sich aber, als sein neuer Sponsor "in rüdem Ton" per Mail verlangte, Lauda möge fünf Millionen bei ihm investieren. Er habe sich ja zu keinen Gegengeschäften verpflichtet. Man einigte sich mit Seidl dennoch auf eine Investition von 500.000 Euro in den Hermes Resource Protect Fonds, "für Solar und Windräder und so". Zinsen zwischen sieben und 7,5 Prozent habe Seidl versprochen. Bezahlt wurde über die L3M Investments GmbH, eine Firma der Lauda Privatstiftung. Das Geld ist weg. Besonders ärgere ihn, sagte Lauda zum Standard, "dass wir am 6. Juni überwiesen haben, und drei Wochen später war das Ganze erledigt. Der wusste ja damals schon, wie es um ihn steht." Fazit: "Das ist schwerster Betrug, er ist ein Hochstapler."

Lauda ist nicht allein

Während in Liechtenstein die "Crème de la Crème", wie es ein Gerichtsmitarbeiter ausdrückt, geschädigt wurde (44 Anleger, 30 Millionen Euro Schaden), streiten in der Schweiz und Deutschland Kleinanleger um ihr Geld. Allein vom Konkurs der Appenzeller Samiv AG, über die Seidl seit Jahren Anlagen verkaufte, sind 2500 Gläubiger betroffen. Schaden: 66 Millionen Schweizer Franken (54,5 Millionen Euro). Die meisten Geschädigten kommen aus Deutschland. Die Anklage der Staatsanwaltschaft St. Gallen ist beinahe fertig, die Staatsanwaltschaft München II ermittelt noch.

Kleinanleger geben oft zu früh die Hoffnung auf, sagt Rechtsanwalt Michael Moser aus Bad Wörishofen. Er vertritt 60 Seidl-Geschädigte, die je zwischen 10.000 und 200.000 Euro investiert haben. Die schnellste Möglichkeit, wieder zu ihrem Geld zu kommen, bestehe in Verfahren gegen die Anlageberater, sagt Moser: "Solche Verfahren haben erzieherischen Effekt, denn der Markt muss unbedingt bereinigt werden."

Der Vaduzer Prozess dauert voraussichtlich noch diese Woche. (Jutta Berger, DER STANDARD, 18.10.2012)