Praktisch, dass Neuerungen im ORF so gut zu bewerben sind. 17:20 Minuten des insgesamt 50-minütigen Reportagemagazins "Thema" dauerte am Montag ein Beitrag über Armin Assinger, Kommentator, Moderator und seit Mittwoch Chefhelfer in der neuen Dokusoap "Das Einser Team". Solchermaßen eingetrommelt sollte nichts schiefgehen. Stratos-Quoten sind zwar nicht zu erwarten, aber eine Erwartungshaltung ist zweifellos da, wenn der im ORF-Kosmos offenbar als einsame Lichtgestalt geltende Entertainer Menschen in Not auf die Beine hilft.

Wie zu vermuten war, steht Assinger das Hemdsärmelige. Bei einer alleinerziehenden Mutter steht Haussanierung am Programm, der Oberchecker entpuppt sich als unwiderstehlicher Motivator, der eine ganze Armada Freiwilliger anheuert, die sich mächtig ins Zeug legt. Nette Helfer! Emotionen!

Unangenehm stößt hingegen auf, dass genreüblich Bild gegen Kommentar steht. Wenn die Optik nicht reicht, muss der Sprecher einspringen: "Auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen will: Gerti ist am Ende ihrer Kräfte." Die Entlastung wird umso euphorischer verkündet: "Es ist vollbracht. Der erste Einsatz des Einser Teams ist ein voller Erfolg." Etwas mehr Vertrauen in die Strahlkraft der Protagonisten würde Misstrauen erheblich reduzieren helfen.

Auf solche verzichtet Mari Lang danach in "Mein Leben" zu Recht. Lang gelingt im Reportage-Porträt-Stil ein geschärfter Blick auf neue Lebenswelten. Im Fall des Tierschützers ist dann beides möglich: skurrile Szenen wie Rezeptesuchen im veganen Hundekochbuch und Erinnerungen an den fragwürdigen Tierschützerprozess. Jeder zusätzliche Kommentar erübrigt sich. (Doris Priesching, DER STANDARD, 18.10.2012)