Rabat - Mutmaßliche Salafisten haben im südmarokkanischen Atlas-Gebirge 8000 Jahre alte Felsgravuren zerstört. Die Tat sei bereits vor einigen Tagen begangen worden, teilte ein Sprecher einr Menschenrechtsorganisation der Berber am Mittwoch mit. Eine "Tafel der Sonne" genannte Gravur stammte demnach aus der Zeit lange vor der Präsenz der Phönizier in Marokko. Sie befand sich in der Nähe des Toubkal, des mit 4167 Metern höchsten Gipfel des Landes nahe der Großstadt Marrakesch.

Das Abbild der Sonne könne von fundamentalistischen Bewegungen als Abbild einer göttlichen Kraft und somit als Götzenbild verstanden werden, sagte der Sprecher. Der Angriff auf das Felsbild sei nicht der erste seiner Art. Die Organisation habe das Kulturministerium des Landes informiert, jedoch bisher noch keine Antwort erhalten.

Im Juli hatten Islamisten der Gruppe Ansar Dine weltweit Empörung ausgelöst, als sie zum Weltkulturerbe zählende Mausoleen in Timbuktu im Norden von Mali zerstörten. Die Gruppe kündigte an, alle 16 Heiligengräber in der Stadt am Rande der Sahara zerstören zu wollen. Aus Sicht der Islamisten ist die Verehrung von Heiligen und ihren Grabmälern ein Verstoß gegen den Islam, der es Gläubigen verbiete, Götter neben Allah zu verehren. (red, derStandard.at, 18.10.2012)