Das niederösterreichische Zentralgestirn Erwin Pröll, ein rotes Band, ein kurzer Schnitt: Das "G3" war eröffnet.

Foto: G3/Tischler

4.000 Park- und 1.600 Arbeitsplätze: Das Shopping Center liegt beim "Knoten Eibesbrunn" und damit genau an der Schnittstelle von A5, S1 und B7.

Foto: G3/Tischler

Die "4.000 Gratis-Parkplätze", mit denen das neue Shopping Center - pardon: "Shopping Resort" - in Gerasdorf wirbt, waren am gestrigen Mittwochabend schon recht gut ausgelastet. 2.500 Menschen waren nämlich geladen, um der "VIP-Eröffnung" des von ATP Architekten geplanten und von der BAI entwickelten Einkaufszentrums beizuwohnen, und die allermeisten kamen ganz offensichtlich mit dem Auto. Shuttle-Busse vom und zum Bahnhof Floridsdorf gab es zwar, und es soll sie auch im Regelbetrieb geben, aber schon die Weite des Geländes (neben der Positionierung, es handelt sich hierbei nämlich teilweise um ein ganz klassisches Fachmarktzentrum) macht klar: Das "G3" ist für das Auto gemacht.

Die Shops sind fast zur Gänze auf einer Ebene, nur zum "Saturn" am einen Ende der 730 Meter langen und 140 Meter breiten Holz-Glas-Konstruktion muss man Rolltreppe fahren. Am anderen Ende des Gebäudes - Zufall oder nicht - befindet sich dann ein riesiger "Merkur". Dazwischen ist viel "Raum" - 100.000 m² Bruttogeschoßfläche - und 138 weitere Geschäfte (insgesamt 60.000 Quadratmeter Verkaufsfläche).

Es wäre nicht Niederösterreich, hätte die feierliche Eröffnung nicht der Landeshauptmann vorgenommen. Und es wäre nicht Österreich, wenn das neue Shopping Center nicht gleich auch gesegnet worden wäre - vorgenommen streng nach "Ökumene" von einem katholischen (Weihbischof Stephan Turnovszky) und einem evangelischen Geistlichen (Superintendent Hansjörg Lein). Die beiden waren sichtlich darum bemüht, ihre Segnung einem möglichst breiten Publikum angedeihen zu lassen: Jenen Menschen, die im nun fünftgrößten Einkaufszentrum Österreichs arbeiten und einkaufen werden - und freundlicherweise auch jenen, die deswegen in der Umgebung möglicherweise ihren Job verlieren werden, weil das "G3" massiv Kaufkraft abziehen dürfte; auch für sie wurde gebetet.

Davor durfte der Gerasdorfer Bürgermeister Alexander Vojta (SPÖ) mit Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) noch ein wenig Schmähführen auf der Bühne. Dabei nannte er auch die pekuniären Erwartungen der am Wiener Stadtrand (oder vielmehr: am niederösterreichischen Landrand) gelegenen Gemeinde: In den ersten fünf Jahren soll das "G3", wo 1.600 Menschen einen neuen Job haben, jeweils 400.000 Euro in die Gemeindekassen spülen. Danach soll es dann jährlich eine runde Million sein.

Dass das Geld - zumindest am Anfang - woanders fehlen wird, darf als gesichert vorausgesetzt werden. Ob sich die Gerasdorfer Erwartungen erfüllen werden, wird sich zeigen. Derzeit ist die Stimmung am niederösterreichischen Landrand noch 1A: Offenbar getrieben von dem ganzen Übermut auf der Eröffnungszeremonienbühne fragte Moderatorin Arabella Kiesbauer den Landeshauptmann ganz frech, ob er denn die Einnahmen der Gerasdorfer Gemeindekasse aus Mitteln des Landes nicht verdoppeln wolle. Pröll war kurz bass erstaunt ob dieser Dreistigkeit, gab dann aber doch Kontra: Ob Kiesbauer denn die Situation des niederösterreichischen Landesbudgets nicht kenne, fragte er ein wenig trotzig. Da lachten sie fast alle. (Martin Putschögl, derStandard.at, 18.10.2012)