Finger fliegen: Der deutsche Impro-Jazzer Alexander von Schlippenbach bei der Arbeit in "Aber das Wort Hund bellt ja nicht".

Foto: Viennale

In Großaufnahme fliegen Finger über Tasten, schnell und immer schneller, bis sie kaum noch wahrnehmbar sind. Während das legendäre Alexander-von-Schlippenbach-Trio, bestehend aus dem Namensgeber am Klavier, Paul Lovens (Schlagzeug) und Evan Parker (Saxofon), eine seiner freien Improvisationen auf- und immer furioser ausbaut, bleibt die Kamera ruhig auf jene Schnittstelle von Instrument und Körper gerichtet, an der die Klangerzeugung vonstattengeht.

Aber das Wort Hund bellt ja nicht heißt Bernd Schochs 48-Minüter: ein ebenso kluger wie mitreißender Musikfilm, der seinen Protagonisten hochkonzentriert bei der Arbeit zusieht. Dazwischen lässt er sie in kurzen Off-Statements ein bisschen was erzählen von der "Ente mit Rotkohl und Knödeln", für die man auf der alljährlichen "Winterreise" immer wieder mal gerne die Autobahn in Richtung Dorfgasthaus verlasse, oder vom Improvisieren, dessen Kunst auch im Weiterspielen bestehe.

Der deutsche Filmemacher Schoch hat schon einmal eine schöne Verschränkung für Musik und Dokumentarfilm gefunden, als er den schrägen Alleinunterhalter Bob Log III porträtierte (Slide Guitar Ride, 2005). Aber das Wort Hund bellt ja nicht erhielt im vergangenen Herbst den Arte- Dokumentarfilmpreis, die Jury schrieb: "Dieser Film ist mehr als ein Musikerporträt. Es ist auch ein Film, der auf radikale Weise von der Übersetzung, der Neuerfindung von Wirklichkeit im Dokumentarfilm handelt."     (Isabella Reicher, DER STANDARD, 19.10.2012)