Wien - Kaum, nur grau könne sie sich an den Parlamentsbesuch bei der " Wien-Woche" in ihrer Schulzeit erinnern, erzählte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) am Donnerstag. Heute wolle sie im Hohen Haus ein Angebot bieten, das für Kinder und Jugendliche einen Mehrwert schaffe - durch altersgerechte Führungen und ihr "Baby", die Demokratiewerkstatt.

Dass frühe politische Bildung Auswirkungen hat, zeigt eine aktuelle OECD-Studie. Sie belegt, dass Partizipation am demokratischen Prozess stark vom Bildungsgrad abhängig ist - je höher die Ausbildung, desto höher die Wahlbeteiligung. Denn nur rund zwei Drittel der Menschen, die höchstens einen Abschluss im ersten Sekundarbereich haben, machen von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Schüler mit politischer Kompetenz gehen später potenziell eher zur Wahlurne.

"Politische Bildung" Nebensache

Trotzdem ist "Politische Bildung" in Österreichs Schulen weiterhin Nebensache: In Gymnasien soll sie drei Jahre lang im Geschichte- und Sozialkundeunterricht thematisiert werden, in Volksschulen steht sie gar nicht am regulären Lehrplan.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) stützt sich auf Zusatzprogramme: Gelebte Demokratie durch die Wahl von Schülervertretern - noch in dieser Regierungszeit will sie ein Direktwahlsystem durchsetzen - und der Besuch von Politikern in Schulen. "Das darf natürlich keine Polit-Show und Indoktrination sein", sagt Schmied. Sie vertraue auf die Schulen, ein ausgewogenes Programm zu erstellen. " Natürlich" dürften Vertreter aller Fraktionen kommen, "auch Stronach". Nur Personen außerhalb der Politik seien individuell zu bewerten, so auch die "Integrationsbotschafter" von Staatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP).

Während ein Ausbau des Fachs "Politische Bildung" nicht geplant ist, haben sich nun alle 183 Nationalratsabgeordneten auf eine "tägliche Turnstunde" geeinigt. Laut Schmied ist diese aber "in Halbtagsschulen nicht umsetzbar".
 (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 19.10.2012)