Linz/Wien - Kommenden Sonntag werden die österreichischen Bischöfe wohl mit einiger Sorge wenn nicht gar Nervosität nach Linz blicken. Die Pfarrerinitiative hält an diesem Tag im Linzer Ursulinenhof ihre Generalversammlung ab. Und es wird wohl alles andere als ein reines Routinetreffen der "Ungehorsamen".
Kernthema werden die von Kardinal Christoph Schönborn jüngst präsentierten Pläne hinsichtlich einer Radikalreform für die Erzdiözese Wien sein. Geplant sind dabei vor allem auch Pfarrzusammenlegungen. Was Helmut Schüller und seinen Jüngern ein Dorn im Auge ist. Beim Treffen steht aber nicht nur die Reform an sich zur kritischen Diskussion. Vielmehr gibt es konkrete Pläne, künftig vermehrt Laien in der Kirche vom Pfarraufstand zu überzeugen.
"Aus Schockstarre erwachen"
Als neues Klientel hat die Pfarrerinitiative jetzt nämlich Österreichs Pfarrgemeinderäte ins Auge gefasst. "Die Unsicherheit ist nach dem Bekanntwerden der Reformpläne vor allem auch unter den Pfarrgemeinderäten groß. Es ist daher jetzt an der Zeit, dass sie aus der Schockstarre erwachen und auch öffentlichen zu ihren Anliegen stehen. Dazu wollen wir sie animieren", erläutert Helmut Schüller, Sprecher der Pfarrerinitiative, im Standard-Gespräch. Überzeugungsarbeit will man künftig vor Ort leisten. Schüller: "Es wird organisierte Treffen mit Pfarrgemeinderäten geben."
Zu Gast werden am Sonntag in Linz auch Vertreter ausländischer Reformgruppen - etwa von der irischen Association of Catholic Priests - sein. Und zu erwarten ist eine offizielle Antwort auf das Hirtenwort der österreichischen Bischöfe, welche die Forderungen der "ungehorsamen" Priester erneut abgelehnt hatten.
Der bislang elfköpfige Vorstand, die Neuwahl findet im Rahmen des Treffens statt, wird künftig noch breiter aufgestellt sein. "Wir wollen von jeder Diözese zumindest einen Vertreter im Vorstand", erklärt Schüller. Aktuell zählt die Pfarrer-Initiative 427 Mitglieder, darunter Priester und Diakone, sowie 2900 offizielle Unterstützer.
(Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 19.10.2012)