Ein Zombie aus der US-Erfolgsserie "The Walking Dead" scheint ein spätes Frühstück ausgemacht zu haben. Die Hölle, das sind die anderen

Foto: Fox

Wien - Das Gefühl ist altbekannt. Eines Tages wacht man auf und ist der einzige Mensch auf der Welt. Das Haus, in dem man sich befindet, ist nicht das eigene Haus. Das Auto, das im Carport steht, hat man noch nie gesehen. Und die Frau ist einem im aktuellen Fall nicht fremd. Frau und Kind sind weg. Entfremdung, klassisch!

Bei der US-amerikanischen Erfolgsserie The Walking Dead bringt man es erstaunlicherweise im dortigen Hauptabendprogramm vor einem Millionenpublikum etwas deutlicher zum Ausdruck. Protagonist Sheriff Rick Grimes erwacht eines Tages allein in einem verwüsteten Krankenhaus, weil alle glaubten, dass er tot sei. Die Lebenden sind geflüchtet. Sie versuchten sich vor den urplötzlich und urgemein durch das Tor der Hölle geströmten und auf der Erde wiedergehenden Toten zu retten, die aufgrund eines nicht näher präzisierten Virus zu einzig von Fleischeslust angetriebenen Zombies werden.

Ein scheinbar Toter auf dem Weg zurück ins Leben. Gejagt wird er von Toten, die nicht richtig tot werden können. Selbst wenn man den Kopf abtrennt, giert dieser weiter nach rotem Fleisch herum. Verknappung der Ressourcen. Raubbau. Kapitalismus, blablabla. Nützt es etwas, wenn man erklärt, warum die Welt gerade untergeht? Nein? Eben. Der Mensch reduziert sich als Zombie auf seinen möglicherweise einzigen Antrieb, die Gier. Wenn die Hölle voll ist, kehren die Toten auf die Erde zurück. Wie sang einst die deutsche Band Trio: "Is this really die Ende?!"

Blut und Beuschel

Die nun in die dritte Staffel gehende Horrorshow The Walking Dead basiert lose auf einer von Robert Kirkman und Tony Moore entwickelten gleichnamigen Comic-Serie, die sich beim für Drastik jeglicher Art dezidiert empfänglichen männlichen Jungvolk enormer Popularität erfreut. Interessanterweise wurde die nicht minder drastische Verfilmung des Stoffes, gegen den frühere Zombie-Filme aus den 1970er- und 1980er-Jahren oft wie Kinderfilme mit Ketchup und Plastilinfiguren wirken, auch beim breiten Publikum ein Erfolg.

Dies verdankt sich wohl der Tatsache, dass Blut und Beuschel zwar in teilweise heftigen Portionen serviert werden. In Wahrheit aber geht es treuherzig um den Zusammenhalt der guten alten amerikanischen Kleinfamilie in Zeiten der Krise. Sheriff Rick Grimes findet Frau und Kind wieder - und eine dank Zombiebefall in Stadt und Land wechselnd besetzte Patchwork-Familie noch dazu. Und wenn es auch immer wieder um uralte Konflikte geht ("If you're going to stay, this isn't a democracy anymore!"), so überwiegt gegen das Böse draußen in der Welt doch der Geist der Waltons.

Zombies noch zahlreicher und hungriger

In der nun auf dem deutschen Bezahlsender Fox startenden dritten Staffel sind die Zombies noch zahlreicher und hungriger geworden. In einem Gefängnis bekommt die Patchwork-Familie ungewollten neuen Zuwachs. In einem Nachbarort macht der Gruppe ein Diktator namens Govenor Sorgen, der zwischen Menschen und "Streunern" wenig Unterschied macht. Und Wadlbeißerei ist nicht länger bildlich gesprochen.

Seien wir uns ehrlich: Dies ist zwar eine Familienserie. Aber eine, die für große Buben angedacht wurde. Winston Churchill weiß Rat: "Wenn du durch die Hölle gehst, dann geh weiter." (Christian Schachinger, DER STANDARD, 19.10.2012)