Kabul - Im Westen Afghanistans hat die Polizei vier Menschen wegen der Enthauptung einer 20-Jährigen festgenommen. Die Afghanin Mah Gul sei ermordet worden, weil sie sich von der Familie ihres Ehemannes nicht in die Prostitution habe drängen lassen, sagte der Polizeichef der Provinz Herat, Abdul Ghafar Sajedsada, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Der Mann, seine Eltern und der mutmaßliche Mörder seien deshalb festgenommen worden.

Gul war erst vier Monate vor dem Mord mit ihrem Mann verheiratet worden. Dessen Mutter habe seitdem mehrfach versucht, die Frau zur Prostitution zu zwingen, sagte Sajedsada. Eine Woche nachdem sich Gul erneut einem Freier verweigert habe, sei sie getötet worden. Die Polizei führte den Mordverdächtigen bei einer Pressekonferenz vor. Dieser sagte, er sei von der Schwiegermutter getäuscht worden. Sie habe ihm gesagt, bei Gul handle es sich tatsächlich um eine Prostituierte. Er habe sie mit Hilfe der Schwiegermutter mit einem Messer getötet, nachdem ihr Ehemann zur Arbeit gegangen sei.

Brutale Übergriffe

Immer wieder werden aus Afghanistan brutale Übergriffe gegen Frauen gemeldet. Im März wurden im Norden des Landes ein Mann und seine Ehefrau festgenommen, weil sie dessen zweite Frau mittels Folter in die Prostitution hatten zwingen wollen. Im vergangenen Jahr war ein Mädchen aus ähnlichen Motiven fünf Monate lang von ihren Schwiegereltern in eine Toilette gesperrt und geschlagen worden.

Während es in der Hauptstadt Kabul und anderen größeren Städten Afghanistans eine stärkere Präsenz von Frauen gibt als zuvor, hat sich die Situation der Frauen in den Dörfern nicht gebessert. Abdul Kader Rahimi, Regionaldirektor des regierungsnahen Menschenrechtskommission in Westafghanistan, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Gewalt gegen Frauen habe auf dem Land "zweifellos zugenommen". (APA, 18.10.2012)